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Bittere Schokolade

Elfenbeinküste: Illegaler Kakaoanbau zerstört Schutzgebiete

Bittere Schokolade
Kakaopflanze
Illegal angebaute Kakaopflanze im Dassioko-Waldschutzgebiet in der Elfenbeinküste
Unser Hunger nach Schokolade zerstört andernorts die Natur: In der Elfenbeinküste ist ein Großteil der dortigen Naturschutzgebiete inzwischen von illegalen Kakaoplantagen durchsetzt. Sie nehmen dort bereits 74 Prozent der Fläche ein, wie US-Forscher nun aufgedeckt haben. In 13 der 23 Schutzgebiete gibt es bereits keine Affen und Menschenaffen mehr.

Die Elfenbeinküste ist der weltgrößte Erzeuger von Kakao, ein Drittel des Schokoladen-Rohstoffs auf dem Weltmarkt kommt aus diesem westafrikanischen Land. Doch viele der älteren Plantagen im Land sind nicht mehr so produktiv. Pflanzenkrankheiten und Übernutzung senken den Ertrag. Als Folge suchen die Menschen nach neuen Flächen für den Kakaoanbau – und finden sie in den 23 Schutzgebieten des Landes.

Deprimierender Anblick

Wie eklatant illegale Kakaoplantagen und Siedlungen in den Schutzgebieten zugenommen haben, entdeckten Forscher um Scott McGraw von der Ohio State University, als sie diese Gebiete zwischen 2010 und 2013 systematisch abliefen. Eigentlich wollten sie dabei nur die Bestände von 16 Primatenarten in den Wäldern erfassen, doch überall stießen sie auf Rodungen und Spuren illegaler Aktivitäten.

Die Ergebnisse waren ebenso überraschend wie deprimierend, wie McGraw berichtet: „Es gibt Parks in der Elfenbeinküste, in denen es keinen Wald und keine Primaten mehr gibt – nur noch ein Meer von Kakaopflanzen.“ In 20 der 23 Schutzgebiete stießen die Forscher auf illegale Kakaoplantagen und Siedlungen. Drei Viertel der Wälder in diesen Gebieten waren bereits durch Rodung, Farmen und andere menschliche Aktivitäten degradiert, wie sie berichten.

Affen sind verschwunden

Die Folgen für die Tierwelt sind fatal: In 13 der Schutzgebiete gibt es heute gar keine Primaten mehr, in weiteren fünf ist die Hälfte der Arten verschwunden. Für den Miss Waldrons Roten Stummelaffen (Piliocolobus badius waldronae) könnte das endgültige Aus bereits gekommen sein. Er galt seit 1978 als ausgestorben, dann jedoch gab es Hinweise darauf, dass einige Tiere in der Elfenbeinküste überlebt haben könnten. Doch von diesen fanden die Forscher nun keine Spur mehr.

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Akut bedroht sind die Roloway-Meerkatze (Cercopithecus roloway) und die östliche Unterart der Rußmangabe (Cercocebus atys). Diese Affen sichteten die Forscher nur in zwei Schutzgebieten. „Die Roloway-Meerkatze könnte die nächste sein, die ausstirbt“, sagt McGraw. „Denn sie kann in den degradierten Habitaten, die in vielen dieser Schutzgebiete nur noch übrig sind, nicht überleben.“

Schutzmaßnahmen – Fehlanzeige

Nach Ansicht der Forscher ist eine Reihe von Faktoren für die eklatante Zunahme der illegalen Plantagen verantwortlich. Zum einen sorgt die steigende Nachfrage nach Kakao auf dem Weltmarkt dafür, dass sich die Anlage neuer Plantagen selbst in entlegenen Gebieten lohnt. Für viele Menschen in der Elfenbeinküste ist der Kakaoanbau zudem die einzige Möglichkeit, ihre Familie zu ernähren.

Hinzu kommt: „Es gibt wenig, wenn überhaupt, echten Schutz für diese Parks und Refugien“, erklärt McGraw. Die Regierung kümmert sich kaum um Maßnahmen, um illegale Aktivitäten einzuschränken. Und das hatte Folgen: „Die Menschen haben sich dort angesiedelt, den Wald abgeholzt und Kakao gepflanzt, ohne dass es jemanden kümmerte. Es ist unglaublich offensichtlich.“ Dennoch ist es nach Ansicht des Forschers noch nicht zu spät, wenigstens die Reste der Bestände zu retten.

Neben verstärkten Maßnahmen durch die örtlichen Behörden könnte es schon helfen, wenn für den Kakao wenigstens nicht der komplette Wald gerodet wird. Lasse man die großen Bäume stehen und pflanze den Kakao darunter an, dann bleibe wenigstens ein Teil des Lebensraums der Affen erhalten, so McGraw. Er und seine Kollegen haben zudem in einem der Schutzgebiete eine Initiative gestartet, bei der Bewohner umliegender Dörfer selbst regelmäßige Patrouillen durchführen. Nach Angaben der Forscher wurde dadurch das Ausmaß der illegalen Aktivität in diesem Gebiet zumindest gesenkt.

Quelle: Ohio State University / Tropical Conservation Science, März 2015, Vol. 8 Issue 1 ( PDF)

(Bild: W. Scott McGraw, Ohio State University)

© natur.de – Nadja Podbregar
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