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Bittere Veranlagung

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Bittere Veranlagung
Neben der Nahrung in den ersten Lebensmonaten prägen auch die Gene den Geschmackssinn von Kindern. Das hat ein amerikanisches Forscherteam bei Tests mit Kindern im Alter zwischen fünf und zehn Jahren sowie deren Müttern herausgefunden. Je nachdem, welche Varianten eines Geschmacksrezeptorgens im Erbgut der Kinder vorlagen, reagierten sie mehr oder weniger sensibel auf bittere Geschmacksstoffe. Außerdem zeigten sie unterschiedliche Vorlieben für süßen Geschmack. Im Lauf der Lebens verliert der genetische Anteil jedoch an Bedeutung und wird von kulturellen Faktoren überdeckt, berichten Julie Mennella vom Monell Chemical Senses Center in Philadelphia in der Fachzeitschrift Pediatrics (Bd. 115, S. 216).

Die Frage, warum Menschen individuelle Vorlieben beim Geschmack haben, beschäftigt Forscher bereits seit langem. Wie Mennellas Gruppe bereits in einer früheren Studie nachweisen konnte, ist die Art der Nahrung, die Kinder während ihrer ersten Lebensmonate zu sich nehmen, ein wichtiger Faktor dabei. Ob und wie genetische Anteile eine Rolle spielen, war dagegen bislang umstritten.

Um diese Frage zu klären, bestimmten Mennella und ihre Kollegen bei den 143 Kindern und ihren Müttern, welche Varianten des so genannten TAS2R38-Gens in ihrem Erbgut vorkamen. Dieses Gen enthält die Informationen für einen Rezeptor, der auf bittere Geschmacksstoffe reagiert, und kommt in zwei Formen vor: Variante A kodiert eine unempfindliche Variante des Rezeptors, während Variante P die Informationen für eine sehr sensitive Rezeptorform enthält. Anschließend ließen die Wissenschaftler ihre Probanden Wasser probieren, das einen bitteren Stoff in unterschiedlichen Konzentrationen enthielt.

Das Ergebnis: Während siebzig Prozent der Kinder mit einer oder zwei P-Varianten den bitteren Geschmack aus der dünnsten Lösung herausschmeckten, gelang das nur einigen wenigen Kindern mit einer AA-Kombination. Kinder mit zwei P-Formen reagierten dabei empfindlicher als Kinder mit nur einer P-Variante. Bei den Müttern war die Verteilung zwar ähnlich, sie schnitten jedoch insgesamt deutlich schlechter ab.

Bei den Kindern beeinflussten die Rezeptorvarianten außerdem die Vorliebe für gesüßte Getränke, zeigten weiter Untersuchungen: Je empfindlicher sie auf Bitteres reagierten, desto lieber mochten sie stark gesüßte Getränke. Bei den Erwachsenen war dagegen kein solcher Einfluss feststellbar ? ein deutliches Indiz dafür, dass Alter und kulturelle Einflüsse den Geschmackssinn und die Geschmackswahrnehmung beeinflussen, kommentiert Studienleiterin Mennella.

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ddp/wissenschaft.de ? Ilka Lehnen-Beyel
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