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Blind vor Liebe

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Blind vor Liebe
Liebe macht tatsächlich blind ? zumindest für den Charme von Fremden: Wer sich stark auf romantische Gefühle für den eigenen Partner konzentriert, erinnert sich nur undeutlich an einen zuvor gesehenen attraktiven Unbekannten, haben amerikanische Wissenschaftler der Universität von Kalifornien in Los Angeles gezeigt. Werden hingegen lustvolle Momente mit dem Partner rekapituliert, drängt sich der Fremde sehr viel klarer und häufiger in die eigenen Gedanken. Liebe, so das Fazit von Studienleiter Gian Gonzaga, ist also ein Werkzeug, mit dem die Natur Bindungen stabilisiert, und dient damit einem ganz anderen Zweck als Lust.

Sechzig Probanden, die alle in einer festen Beziehung lebten, schauten sich für Gonzagas Studie ein Bild einer Person an, die sie sehr attraktiv fanden. Anschließend sollten sie in einem kurzen Aufsatz beschreiben, was genau sie an der dargestellten Person anzog und wie sie sich ein ideales erstes Treffen vorstellten. Danach teilten die Wissenschaftler die Testteilnehmer in drei Gruppen auf.

In der ersten sollten die Probanden einen Text über die Zeit schreiben, in der die Liebe zu ihrem Partner am stärksten gewesen war, und einen weiteren über das letzte Mal, als sie so empfunden hatten. Die Mitglieder der zweiten Gruppe sollten sich, ebenfalls in zwei Aufsätzen, an die Zeit des stärksten sexuellen Verlangens nach dem Partner erinnern, und die dritte Gruppe diente als Kontrolle ? ihre Mitglieder bekamen keine Vorgaben, worüber sie schreiben sollten. Entscheidend bei diesen Tests war jedoch eine Vorgabe der Wissenschaftler: Alle Probanden sollten beim Schreiben des ersten Textes vermeiden, an die attraktive Person auf dem Foto zu denken, während es ihnen beim zweiten Text ausdrücklich erlaubt war ? sie wurden lediglich gebeten, jedes Mal, wenn ihre Gedanken zu dem Bild wanderten, ein Häkchen in ein Kästchen zu machen.

Das Ergebnis sei unerwartet eindeutig ausgefallen, erklären die Forscher: Bei den Probanden aus der Liebesgruppe fanden sich nur ein Drittel der Häkchen, die bei der Lustgruppe auftauchten, und nur ein Sechstel von denen der Kontrollgruppe. Zudem erinnerten sich die Mitglieder der ersten Gruppe an deutlich weniger Details, die den Fremden für sie attraktiv gemacht hatten, als die anderen beiden Gruppen. Liebe sei demnach eine Art Mittel zum Zweck ? sie helfe, eine Bindung zwischen zwei Menschen zu stärken, kommentiert Studienleiter Gonzaga, der mittlerweile für eine Partnerschaftsvermittlung arbeitet. Das erkläre auch, warum sich Menschen, die einen Partner haben, so häufig die Gelegenheit für eine Affäre entgehen ließen ? und das, obwohl Menschen eigentlich eine sofortige Befriedigung ihrer Bedürfnisse einem langfristigen Gewinn vorziehen.

New Scientist, 22. März, S. 15 Originalarbeit der Forscher: Gian Gonzaga (UCLA) et al.: Evolution and Human Behavior, Bd. 29, S. 119 ddp/wissenschaft.de ? Ilka Lehnen-Beyel
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