Im Auge von Mäusen existieren, neben den Stäbchen und Zapfen der Netzhaut, bisher unbekannte Rezeptoren, durch die Licht wahrgenommen werden kann. Das haben Wissenschaftler der Imperial College School of Medicine in London herausgefunden. Sie vermuten, dass dadurch unter anderem tageszeitlich wechselnde Körperfunktionen und -aktivitäten wie der Schlaf-Wach-Rhythmus reguliert werden.
Das Auge wird seit 150 Jahren erforscht. Wir dachten, wir wüssten, was dort passiert, sagt Russell Foster, einer der beteiligten Wissenschaftler. Die Forscher arbeiteten mit genetisch veränderten Mäusen, denen die Stäbchen und Zapfen, die lichtempfindlichen Rezeptoren der Netzhaut, fehlten. Die blinden Tiere zeigten keine veränderten Rhythmen ihrer Tagesaktivität und einen normalen Pupillenreflex, also eine Verengung der Pupillen bei Lichteinfall.
Am empfindlichsten reagierten die Pupillen auf Licht der Wellenlänge 479 Nanometer. In diesem Wellenlängenbereich weisen auch Opsine eine starke Absorption auf. Opsine sind Membranproteine und befinden sich normalerweise in den Stäbchen und Zapfen, chemisch verbunden mit Retinal, dem Sehpigment. Die Wissenschaftler vermuten, dass es sich bei der unbekannten lichtempfindlichen Verbindung um ein Opsin handeln könnte.
Nicht nur Blinde und Menschen, deren biologische Uhr aus dem Takt geraten ist, könnten von weiteren Forschungsergebnissen profitieren. Denn die Lichtverhältnisse, denen wir im Alltag ausgesetzt sind, beeinflussen unsere Stimmung und unser Verhalten.
Joachim Czichos