Mit einem schlauen Trick locken amerikanische Bola-Spinnen der Gattung Mastophora ihre Beute an: Sie geben einen Duftstoff ab, der paarungswillige Mottenmännchen anzieht, um diese dann mit einem klebrigen Seidenfaden zu fangen und zu verspeisen. Wie raffiniert die Spinnen das Zusammenspiel der lockenden Düfte ausgeklügelt haben, darüber berichten nun Forscher um Kenneth Haynes von der Universität Kentucky im Fachmagazin „Chemoecology“ (Band 12, S. 99).
Bei den zwei Mottenarten, auf die es die Bola-Spinne Mesophora hutchinsoni abgesehen hat, „rufen“ die Weibchen mit unterschiedlichen Lockstoffen zur Paarung. Die Spinnen produzieren gleichzeitig beide Lockstoffe, haben dabei jedoch ein Problem: Die Männchen der einen Mottenart mögen den Lockduft der anderen nicht. Mit einem geschickten Kompromiss haben die Spinnen einen Weg aus diesem Dilemma gefunden, wie Haynes und seine Kollegen herausfanden.
Da die eine Mottenart überwiegend kurz nach Einbruch der Dunkelheit unterwegs ist, geben die Spinnen in dieser Zeit vor allem deren Duftstoff ab. Nach 23 Uhr dann, wenn sich die andere Mottenart zu ihren nächtlichen Streifzügen aufmacht, überwiegt der Anteil des anderen Duftstoffs. So schaffen es die hochspezialisierten Spinnen, ihr Überleben mit zwei verschiedenen Beutetieren zu sichern.
ddp/bdw – Ulrich Dewald