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Braun ohne Sonnenbad

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Braun ohne Sonnenbad
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Durch Auftragen des neuen MIttels wird die Haut braun (rechts) (Foto: Nisma Mujahid und David E. Fisher)
Gerade im Sommer gehört für viele das Sonnenbaden dazu, eine leicht gebräunte Haut gilt schließlich als attraktiv. Das Problem dabei: Die Belastung durch UV-Strahlung fördert Hautkrebs. Jetzt jedoch könnten Forscher einen Weg gefunden haben, eine natürliche Bräune ganz ohne Sonnenbad zu erzeugen. Dafür muss nur eine Creme mit einem bestimmten Molekül auf die Haut aufgetragen werden. Dieses greift in die Reaktionskaskade ein, die zur Bildung des braunen Hautpigments Eumelanin führt. In Tests mit menschlicher Haut entwickelte sich dadurch schon nach acht Tagen des täglichen Eincremens eine deutliche Bräune.

Wie braun unsere Haut ist, hängt vom Hauttyp und damit von den Pigmentzellen in unserer Haut ab, den Melanozyten. Ihre Anzahl ist zwar bei allen Menschen ungefähr gleich, doch sie produzieren je nach Hauttyp verschiedene Pigmentpakete. Bei hellhäutigen und rothaarigen Menschen dominierten in den Farbstoffpaketen das Pigment Phaeomelanin, das eher rötlich-braun erscheint. Bei Menschen mit einer von Natur aus dunkleren, bräunlichen Hautfarbe produzieren die Pigmentzellen dagegen vor allem Eumelanin, das Pigment, das für braune und schwarze Pigmentierung bei Haut und Haaren sorgt. Setzen wir unsere Haut der Sonne aus, löst dies in den Melanozyten eine Reaktionskette aus, die zur vermehrten Produktion des Eumelanins führt – wir werden braun. Das verändert nicht nur unser Aussehen, es schützt auch das Erbgut in unseren Hautzellen vor DNA-Schäden durch die UV-Strahlung. „Menschen mit heller Haut und/oder schlechter Bräunungsfähigkeit haben daher ein höheres Risiko ein Melanom, ein Basalzellen-Karzinom oder ein Plattenepithelkarzinom zu entwickeln“, erklären Nisma Mujahid von der Boston University und seine Kollegen.

Durch die Barriere

Würde man ein Mittel finden, mit dem sich die Eumelanin-Produktion bei Hellhäutigen anregen ließen, könnte man daher dem Hautkrebs vorbeugen – und gleichzeitig eine attraktive Bräunung ganz ohne Sonnenbaden erreichen. Tatsächlich glaubten Forscher vor gut zehn Jahren schon einmal, ein solches Mittel gefunden zu haben. In Versuchen mit Mäusen bewirkte das Molekül Forskolin schon bei mehrmaligem Auftragen auf die Haut eine Bräunung. Es wirkte, indem es ein Protein in der Reaktionskette der Pigmentproduktion aktivierte und so den genetisch bedingten Eumelaninmangel ausglich. Doch als die Forscher dieses Mittel an menschlicher Haut ausprobierten, wurden sie enttäuscht. „Die menschliche Haut ist eine sehr gute Barriere, deswegen funktionierten diese Ansätze nicht“, erklärt Koautor David Fisher vom Massachusetts General Hospital. Das wirksame Molekül konnte einfach nicht weit genug eindringen, um die Pigmentzellen zu erreichen.

Jetzt jedoch haben die Forscher pigmentfördernde Moleküle gefunden, die klein und fettlöslich genug sind, um die Hautbarriere passieren zu können. Diese sogenannten SIK-Inhibitoren wirken ebenfalls auf die Reaktionskette der Pigmentbildung, setzen allerdings an anderer Stelle an als das Forskolin. Doch auch sie aktivieren ein Protein, das dann seinerseits die Eumelaninbildung ankurbelt, wie Experimente mit Pigmentzellen in Kultur und mit Mäusen ergaben. Je höher die Dosis und je häufiger die Gabe des Mittels, desto stärker war dabei die Pigmentbildung. Die Bräunung funktionierte selbst bei Mäusen mit einem Gendefekt, der normalerweise die Eumelaninbildung verhindert. Ob die SIK-Inhibitoren auch bei menschlicher Haut wirken, testeten die Forscher anschließend an Hautstücken, die bei chirurgischen Eingriffen übrig geblieben waren. Die Forscher trugen das Mittel acht Tage lang täglich die Hautstücke auf und überprüften den Bräunungsgrad und die Eumelaninproduktion.

Braun nach nur acht Tagen

Das Ergebnis: Obwohl menschliche Haut rund fünfmal dicker ist als Mäusehaut, drangen die SIK-Inhibitoren tief genug ein, um wirken zu können, wie die Forscher berichten. Die behandelten Hautstücke wurden im Laufe der acht Tage allmählich bräunlicher und auch die Menge des Eumelanins in der Haut stieg an. „Diese Ergebnisse demonstrieren einen realistischen Weg hin zu einer UV-unabhängigen Beeinflussung der Hautpigmentierung“, konstatieren Mujahid und seine Kollegen. Dieser Ansatz könnte ihrer Ansicht dazu beitragen, Hautkrebs wirksamer vorzubeugen als bisher möglich. So könnte man solche SIK-Inhibitoren beispielsweise der Sonnenmilch zugeben, um einen doppelten Schutz zu erzielen: Abschirmung gegen die UV-Strahlung auf der Hautoberfläche und gleichzeitig in der Haut selbst.

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Bis solche neuartigen Selbstbräuner aber auf den Markt kommen, kann es noch eine Weile dauern, denn wie die Forscher betonen, sind noch einige weitere Tests nötig: „Wir müssen nun Sicherheitsstudien durchführen, die bei neuen Mitteln immer essenziell sind“, erklärt Fisher. Sie sollen sicherstellen, dass ein solcher Selbstbräuner beispielsweise keine unerwünschten Nebenwirkungen hat oder der Haut langfristig sogar schadet. Außerdem müssen die genaue Wirkungsweise und die optimale Dosis dieser Wirkstoffe erst noch erforscht werden.

Quelle:

© wissenschaft.de – Nadja Podbregar
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