Ein kurioses Kostüm hat das Zebra zu einem der prominentesten Tiere Afrikas gemacht – doch was bringen diese schwarz-weißen Streifen eigentlich? Das fragen sich Biologen schon lange. Eine Hypothese besagt, dass es sich um ein Kühlsystem handelt. Ob das Muster diesen Effekt tatsächlich erfüllen kann, haben Forscher nun experimentell überprüft. Ihr Fazit lautet: Die Streifen mögen zwar cool aussehen, eine kühlende Wirkung haben sie aber nicht. Dies untermauert wiederum die Theorie, dass die Streifen Zebras vor blutsaugenden Insekten schützen.
Es ist ein Rätsel mit langer Tradition – die Frage, welchem Zweck das Streifenmuster der Zebras dienen könnte, hat dabei zu unterschiedlichen Erklärungsansätzen geführt: Tarnung vor Insekten und Kühlung galten als die plausibelsten Funktionsmöglichkeiten. Studienergebnisse der letzten Jahre haben die Insektenschutz-Theorie weiter favorisiert, die mögliche Funktion als Tarnverfahren hingegen eher ausgeschlossen. Die genaue Überprüfung des möglichen Kühleffekts haben nun Forscher um Susanne Åkesson von der Universität Lund geliefert.
Ein thermodynamischer Effekt im Sonnenschein?
Dieser Hypothese zufolge könnte ein thermodynamischer Effekt dadurch entstehen, dass die schwarzen Streifen in der Sonne Afrikas wärmer als die weißen Bereiche werden: Möglicherweise entstehen kleine Wirbel, wenn die heißere Luft über dem dunklen Fell auf die kühlere Luft über dem weißen Fell trifft – besagt die Hypothese. Diesem Erklärungsansatz zufolge wirken diese Wirbel dann wie ein Ventilator, der die Körpertemperatur des Zebras senken kann.
Um die Grundlage dieser Kühl-Hypothese zu überprüfen, haben Åkesson und ihre Kollegen nun große Metallfässer mit Wasser gefüllt und sie mit Hautimitationen in verschiedenen Farben und Mustern bedeckt: Sie gaben den Behältern schwarz-weiß gestreifte, schwarze, weiße und graue Oberflächen. Diese Fässer stellten sie dann in die Sonne und erfassten die Temperaturentwicklung in jedem der Wasserbehälter.
Es zeigte sich: Das Streifenmuster besaß nicht den Spitzeneffekt beim Kühlen. Das durch die weiße Hautimitation bedeckte Fass war das kühlste und das schwarze das heißeste. Die gestreiften Fässer erreichten hingegen nur Werte, die denen in den grauen Fässern entsprachen. „Die Streifen haben keinen besonderen Effekt auf die Temperaturentwicklung“, resümiert Åkesson. „Es hat sich somit herausgestellt, dass die Streifen den Zebras keinen Kühleffekt verschaffen“, so die Wissenschaftlerin.
Insektenschutz bleibt der Favorit
Das Ergebnis spricht ihnen zufolge damit nun erneut dafür, dass der Insektenschutz der maßgebende Treiber hinter der Entwicklung der markanten Zeichnung war. Demnach werden blutsaugende Insekten wie die Tsetsefliege und die Bremse durch Lichteffekte irritiert, die durch das Streifenmuster entstehen. Unter anderem belegte eine Studie diese Theorie, bei der Forscher die Eigenschaften der Fellzeichnungen und die Verbreitungsgebiete der sieben Zebraarten erfasst haben, sowie die von weiteren Pferde- und Esel-Arten. Neben den Zebras weisen nämlich auch manche andere Vertreter der Pferdeartigen Streifenzeichnungen in verschiedenem Ausmaß auf. Das Ergebnis lautete: Je mehr blutsaugende Insekten es im jeweiligen Verbreitungsgebiet eines pferdeartigen Tieres gibt, desto ausgeprägter sind die Streifenmuster. Dieses Ergebnis gilt als ein deutlicher Hinweis für die Funktion der Streifen als Insektenschutz. Einen zusätzlichen Kühleffekt besitzt das kuriose Kostüm des Zebras der aktuellen Studie zufolge also offenbar nicht.