Das Forscherteam führte dazu Versuche mit 157 Haushühnerküken durch. Als Testmaterial verwendeten die Versuchsleiter zwei plastische Zeichnungen eines Würfels aus Balken. Bei der „möglichen“ Variante verdeckten die vorderen Kanten in den Schnittpunkten perspektivisch korrekt die weiter hinten im Bild liegenden Kanten. Widersprüchlich waren die Tiefenhinweise dagegen bei der „unmöglichen“ Variante: Zwei der hinteren Balken schienen vor zwei vorderen Balken zu liegen.
Zu Beginn der Testphase eines jeden Kükens setzten die Versuchsleiter das Tier in einen Käfig, an dessen einen Wand die beiden Würfelbilder mit Abstand nebeneinander aufgehängt waren. Die Forscher platzierten die Hühnerbabys mittig auf der gegenüberliegenden Käfigseite, so dass die Tiere auf die beiden Bilder blickten und von beiden Bildern gleich weit entfernt waren. In den folgenden sechs Minuten maßen die Wissenschaftler, wie lange sich die Küken jeweils in der Nähe des linken oder rechten Bildes oder der neutralen Wand aufhielten. Das Resultat: Die Küken bevorzugten die perspektivisch korrekten Würfelzeichnungen. Sie hielten sich deutlich häufiger in der Nähe des Würfels auf, der auch so in der Realität existieren könnte.
Den Forschern zufolge legen diese Ergebnisse nahe, dass eine Vorliebe für Abbildungen von real möglichen Objekten angeboren ist. Zudem seien die Gehirne der Hühner offenbar schon kurz nach Geburt in der Lage, flache Linien in dreidimensionale Bilder umzuwandeln und zu erkennen, ob eine räumliche Anordnung schlüssig ist.