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CO2-Fußabdruck von Konferenzen im Visier

Erde|Umwelt Gesellschaft|Psychologie

CO2-Fußabdruck von Konferenzen im Visier
Forscher sind oft nicht gerade klimafreundlich unterwegs (Bild: ockieCurrie /iStock)

Sie reisen immer wieder rund um die Welt – einige sogar mit dem konkreten Ziel, über Möglichkeiten der Reduktion von Treibhausgasemissionen zu sprechen. Doch die häufigen Konferenzbesuche stellen Wissenschaftler vor ein Dilemma: Ihr eigener CO2-Fußabdruck wird durch die Reisetätigkeit oft sehr groß. Diesem Thema hat nun ein Forscher eine Studie gewidmet: Er hat das Ausmaß der reisebedingten Kohlendioxid-Emissionen bei Konferenzen aufgezeigt und präsentiert zudem Verbesserungsmöglichkeiten.

Sich austauschen, Kontakte knüpfen, Ergebnisse präsentieren: Die Teilnahme an internationalen Konferenzen ist für Wissenschaftler sehr wichtig, das gilt besonders für Veranstaltungen zum Thema Klimawandel. Aus aller Welt reisen sie deshalb zu den jeweiligen Tagungsorten an. Viele setzen sich für ein klimafreundliches Verhalten ein und wollen auch selbst Vorbilder sein – sie versuchen ihre Botschaften auch in ihrem persönlichen Leben umzusetzen, sagt der Politologe Sebastian Jäckle von der Universität Freiburg. Doch die vielen Konferenzbesuche lassen sich mit dieser Einstellung nur schwer vereinbaren. Denn Reisetätigkeit kann beim persönlichen CO2-Fußabdruck bekanntermaßen heftig zu Buche schlagen.

Welche Emissionen verursachen Konferenzen

Welches Ausmaß dieser Aspekt im Rahmen von internationalen Konferenzen erreicht, hat Jäckle am Beispiel der reisebedingten CO2-Emissionen der Teilnehmer der letzten sechs Konferenzen der Europäischen Vereinigung für Politikwissenschaft (ECPR) untersucht. Um die Emissionen der Veranstaltungen zu ermitteln, hat Jäckle die Wegstrecken der Teilnehmenden sowie den CO2-Ausstoß pro Kilometer für die Transportmittel Flugzeug, Bus und Bahn berücksichtigt.

Jäckles Berechnungen zufolge verursachte ein Konferenzbesucher im Durchschnitt 0,5 bis 1,5 Tonnen CO2-Äquivalente. Ein ordentlicher Batzen, wie er betont. Zum Vergleich: In einem ganzen Jahr stößt jeder Deutsche insgesamt etwa elf Tonnen CO2-Äquivalente aus. Und das ist viel zu viel, wie aus dem aktuellen Bericht des Weltklimarates hervorgeht. Um das Ziel zu erreichen, die globale Erwärmung auf maximal 1,5 Grad Celsius über dem Niveau der vorindustriellen Zeit zu beschränken, müssen die Pro-Kopf-Emissionen des Treibhausgases drastisch sinken: auf 2,5 Tonnen bis 2030, 1,4 Tonnen bis 2040 und auf 0,7 Tonnen CO2-Äquivalente pro Person bis 2050.

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Jäckels Studie hebt erneut hervor, dass Reisen mit dem Flugzeug bei weitem am heftigsten zu Buche schlagen, wohingegen zwischen Bus und Bahn kein großer Unterschied in den CO2-Emissionen besteht. Seine Untersuchung des CO2-Fußabdrucks der ECPR-Konferenzen zeigt in diesem Zusammenhang, dass ein erheblicher Teil der Emissionen nur auf einige wenige Teilnehmer zurückzuführen ist, die besonders weite Anreisewege in Kauf nehmen. Konkret verursachten bei der ECPR-Konferenz in Hamburg 2018 nur sieben Prozent der Teilnehmenden mehr als die Hälfte der gesamten CO2-Belastung im Rahmen der Veranstaltung.

Flugreisen meiden!

Wie Jäckel betont, besteht durchaus Potenzial für Einsparungen. Ein wichtiger Aspekt ist dabei die Lage des Veranstaltungsortes: Durch eine verbesserte Wahl zentraler, gut ans Eisenbahnnetz angebundener Ziele könnte der CO2-Fußabdruck von Konferenzen deutlich reduziert werden. Ihm zufolge kann es auch sinnvoll sein, wenn Teilnehmer aus sehr weit entfernten Regionen nur virtuell an Konferenzen teilnehmen – Technologien zur Videoschaltung machen es möglich.

„Wenn Wissenschaftler dann noch etwas längere Anreisezeiten mit Bus oder Bahn im Vergleich zu Flugreisen in Kauf nehmen würden, könnten bis zu 85 Prozent der Emissionen einer Konferenz eingespart werden“, sagt Jäckle. „Möglich sind solche Einsparungen aber nur, wenn sowohl die Fachvereinigungen, die die Konferenzen ausrichten, als auch einzelne Forscher sich der Problematik bewusst sind und sich aktiv um eine möglichst klimaneutrale Konferenz bemühen“, betont der Politologe.

Er selbst setzte in diesem Zusammenhang ein deutliches Zeichen: Zur ECPR-Konferenz vom 4. bis zum 7. September 2019 im polnischen Wroclaw fuhr er klimaneutral mit dem Fahrrad.

Quelle: Universität Freiburg, Fachartikel: European Political Science, doi: 10.1057/s41304-019-00220-6

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