Im ersten Stadium entwickelt sich bei den Betroffenen eine chronische Entzündung der Bronchien, was früher auch als Bronchialkatarrh bezeichnet wurde. „Schuld daran ist ein Problem mit der Müllabfuhr, die Dreck von der Lunge weg nach oben befördert“, erklärt Barczok. Schon eine Zigarette kann dieses Förderband für etwa acht Stunden vollständig lahmlegen, so dass die Schadstoffe in den Bronchien bleiben und dort das Gewebe reizen. „Ein typisches Symptom ist der morgendliche Raucherhusten, wenn die Müllabfuhr nach der nächtlichen Zigarettenabstinenz wieder zu arbeiten beginnt“, erläutert der Pneumologe.
In der zweiten Stufe beginnen sich die Bronchien durch die ständige Reizung zu verengen, und die Luft kann nicht mehr ungehindert hindurchströmen der Anfang einer chronisch-obstruktiven Bronchitis. „Das Einatmen geht mit etwas Anstrengung noch ganz gut, aber das Ausatmen, bei dem die Luft sonst einfach rausströmt, ist ein Problem“, so Barczok. Wenn man dann Druck auf die Lunge ausübt, um die Luft herauszupressen, drückt man gleichzeitig die Bronchien zusammen und verschlimmert damit die Verengung noch. „Die Luft wird in den Lungenbläschen gefangen und das erhöht zusätzlich den Druck“, erklärt Hering.
Das merkt der Betroffene daran, dass seine Leistungsfähigkeit abnimmt und ihm auch bei leichten Belastungen immer mehr die Luft wegbleibt. Wenn dieser Zustand länger anhält, beginnt die dritte Stufe der COPD, das Lungenemphysem: Die Lungenbläschen verlieren ihre Elastizität „wie ein Luftballon, der sehr prall aufgepustet wird“, so Barczok, und können ihre Funktion nicht mehr richtig erfüllen mit der Folge, dass die Atemnot deutlich schlimmer wird.
Das Problem: „Die meisten Betroffenen gehen erst zum Arzt, wenn sie dieses Stadium erreicht haben häufig sogar nur dann, wenn ein zusätzlicher Infekt die Situation noch verschärft“, beklagt Hering. Da sich eine COPD meist über viele Jahre schleichend entwickelt, nehmen die Patienten die Symptome nicht ernst und schieben sie auf ihr fortschreitendes Alter. „Dabei kann der Arzt mit einem ganz einfachen Lungenfunktionstest abklären, ob die Atemnot von einer COPD verursacht wird“, so der Pneumologe. Das tut nicht weh: Es wird lediglich gemessen, wie schnell man wie viel Luft ausatmen kann.
Liegt eine COPD vor, muss der Betroffene unbedingt mit dem Rauchen aufhören sonst bringen selbst die besten Maßnahmen nichts, betonen beide Experten. „Nur wenn man das Rauchen einstellt, ist der Motor der Krankheit abgeschaltet“, mahnt Barczok. Ebenfalls extrem wichtig sind Bewegungsprogramme und Atemübungen, beispielsweise in Lungensportgruppen. „Aufgrund der Atemnot tendieren viele Betroffene dazu, ihre Atemmuskulatur verkümmern zu lassen. Das führt dazu, dass sich die Symptome schlimmer anfühlen, als sie es eigentlich sind“.
Ergänzt werden diese Maßnahmen schließlich noch durch Medikamente, die die Bronchien erweitern und die Entzündung vermindern. In schweren Fällen wird außerdem noch eine Sauerstofftherapie nötig. Auch sollte alles getan werden, um Infektionen zu vermeiden: „Infekte sind ein Schrittmacher der Krankheit je häufiger sie kommen, desto schneller schreitet sie fort“, weiß Lungenspezialist Hering.
Beginnt man rechtzeitig mit diesen Maßnahmen, kann das Voranschreiten der Krankheit gestoppt und in Grenzen sogar rückgängig gemacht werden. Das gilt allerdings nicht mehr, wenn die Lungenbläschen bereits geschädigt sind. Barczok: „Dann ist eine wesentliche Verbesserung der Lungenfunktion nicht mehr möglich.“ Trotzdem ist eine Therapie sinnvoll, denn sowohl Überlebenszeit als auch Lebensqualität können deutlich gesteigert werden. Ignoriert man hingegen die Empfehlungen und raucht weiter, werden über kurz oder lang das Herz und andere Organe schwer geschädigt und das ist in letzter Konsequenz immer tödlich.