Ein Borkenkäfer namens Dendroctonus frontalis trägt nicht nur Futter für seinen Nachwuchs, sondern auch ein Abwehrsystem gegen Mundraub ständig mit sich herum, haben US-Forscher entdeckt: Er transportiert sowohl einen Pilz am Körper, der seinen Larven als Nahrung dient, als auch Bakterien, die für die Verteidigung dieser Futterquelle zuständig sind. Sie machen einen anderen Pilz unschädlich, der die Symbiose zwischen Käfer und Futterpilz stört. Interessant dabei ist vor allem die bisher unbekannte Substanz, die die wehrhaften Mikroben zur Pilzabwehr produzieren: Sie könnte in Zukunft möglicherweise als Breitspektrumantibiotikum Verwendung finden, spekuliert das Team um Jarrod Scott von der Universität von Wisconsin in Madison.
Die Borkenkäferart Dendroctonus frontalis legt ihre Eier in extra dafür angelegten Gängen unter der Baumrinde von Kiefern ab. Dort säen die Insekten einen Pilz namens Entomocorticium aus, den die ausgewachsenen Tiere in einem speziell dafür vorgesehenen Körperteil aufbewahren. Der Pilz, von dem sich die Käferlarven während ihrer Entwicklung ernähren, kann allerdings von einem anderen Pilz namens Ophiostoma minus verdrängt werden, der mit Entomocorticium um die gleiche
ökologische Nische konkurriert. Geschützt wird der Futterpilz dabei offenbar von sogenannten
Aktinobakterien, die die Forscher sowohl im Pilzspeicher des Käfers als auch in den Larvengängen fanden: Sie produzieren einen Stoff, der den Konkurrenzpilz abtötet.
Eine genauere Untersuchung der Struktur der antibiotisch wirkenden Substanz zeigte, dass es eine Fettsäure ist, die den anderen Pilz unschädlich macht. Dieses natürliche Antibiotikum wirke vermutlich nicht ausschließlich gegen Ophiostoma, nehmen die Wissenschaftler an. Eher habe Entomocorticium im Laufe der Zeit eine Resistenz entwickelt, durch die der Symbiont eine Menge des Antibiotikums überlebt, die seinen Konkurrenten umbringt. Die Forscher untersuchen jetzt, ob der neue Wirkstoff auch gegen andere Pilze und Parasiten eingesetzt werden kann. Das Fungizid könnte möglicherweise auch bei der Bekämpfung von Krebs helfen, so die Spekulation der Wissenschaftler.
Jarrod J. Scott (Universität von Wisconsin in Madison) et al.: Science, Bd. 322, S. 63. ddp/wissenschaf.de ? Sonja Römer