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Das geheime Leben der Pandabären

Erde|Umwelt

Das geheime Leben der Pandabären
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Credit: Thinkstock
Als Symbol der Naturschutzorganisation WWF hat der Große Panda weltweite Bekanntheit erlangt. Doch wie der Pandabär in seiner Heimat China lebt, das ist bisher nur wenig erforscht – zu scheu sind die bedrohten Tiere, zu strikt die Schutzmaßnahmen der chinesischen Regierung. Umso bedeutender ist deshalb eine nun veröffentlichte Studie: Erstmals durften Forscher dafür mehrere Pandabären mit GPS-Halsbändern ausstatten und die Tiere zwei Jahre lang beobachten. Die Ergebnisse zeichnen ein neues Bild über das Leben der schwarz-weißen Bären.

Von 2010 bis 2012 verfolgten die Forscher fünf Große Pandas in ihrem natürlichen Lebensraum auf Schritt und Tritt – und dank GPS mussten sie den zurückgezogen lebenden Tieren dafür nicht lange zu nahe kommen. Das Team um Vanessa Hull von der Michigan State University beobachtete die Pandabären am Computer: die drei Weibchen Pan Pan, Mei Mei und Zhong Zhong, das junge Weibchen Long Long sowie ein Männchen namens Chuan Chuan. Die GPS-Signale der Tiere verrieten den Wissenschaftlern jederzeit, wo sich die Pandas im Wolong Naturreservat in der chinesischen Provinz Sichuan genau aufhielten. Auf diese Weise erhielten sie ein umfassendes Bild darüber, wie die Tiere den ihnen zur Verfügung stehenden Lebensraum nutzten – Erkenntnisse, die zum Schutz der Großen Pandas von enormer Bedeutung sind. Weil die Bevölkerung stetig wächst und der Mensch immer weiter in die unberührte Natur vordringt, sind die Pandabären nämlich akut vom Aussterben bedroht. Ihre Population besteht aus weniger als 2.000 Individuen in einem stark begrenzten Lebensraum: bergige Wälder im Südwesten Chinas, die aufgrund menschlicher Einflüsse stark fragmentiert sind.

Einzelgängerisch oder gesellig?

Zu wissen, wie die Tiere leben, kann ihrem Schutz dienen. Doch mehr als ein Jahrzehnt lang hatte die chinesische Regierung verboten, Pandabären zu Forschungszwecken mit GPS-Halsbändern auszustatten. Die Tiere sollten zu ihrem Schutz in Ruhe gelassen werden. Die nun im Fachmagazin Journal of Mammology erschienene  Studie ist eine der ersten, die mithilfe von Technikeinsatz über einen längeren Zeitraum die Bewegungen der Tiere im Detail verfolgt und zeigt, wie sie miteinander interagieren. Die einmaligen Einblicke der Forscher leisten damit einen wichtigen Beitrag und werfen in einigen Punkten ein ganz neues Licht auf das Leben der Pandabären.

Die wohl größte Überraschung: Pandabären scheinen überraschend viel Zeit miteinander zu verbringen. Üblicherweise gelten Große Pandas als extreme Einzelgänger, Chuan Chuan, Mei Mei und Long Long verbrachten jedoch mehrere Wochen zusammen im selben Waldstück – und zwar im Herbst, außerhalb der Paarungszeit. „Damit hätten wir niemals gerechnet“, kommentiert das Team. „Das könnte ein Beweis dafür sein, dass Pandabären nicht so einzelgängerisch sind wie bisher angenommen.“

Immer dem Bambus nach

Auch über die Vorgehensweise der Pandas bei der Nahrungssuche liefert die GPS-Beobachtung neue Informationen. Pandas leben in der Regel in einem weitläufigen Territorium mit  20 bis 30 Kerngebieten – also Orten, zu denen sie regelmäßig zurückkehren und die sie gegenüber Eindringlingen verteidigen. Auf ihren Wanderungen richten sich die Bären nach ihrer Hauptnahrungsquelle, dem Bambus: „Sie fressen sich sozusagen ihren Weg durch ein Gebiet und ziehen dann weiter“, erklärt Hull. Die Auswertung der Laufrouten offenbart nun aber: Pandas kehren auch zu Gebieten zurück, die sie zuvor bis zu sechs Monate überhaupt nicht mehr besucht hatten. Für die Forscher ist das ein Hinweis darauf, dass sich die Pandabären an erfolgreiche Nahrungserlebnisse erinnern und dann zurückkommen, wenn sie erwarten, dass der Bambus nachgewachsen ist. Bestimmte Orte könnten zudem aus anderen Gründen bedeutsam für die Tiere sein – etwa weil sie an bestimmten Punkten mit benachbarten Artgenossen kommunizieren.

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Schutzbedürftiges Symboltier

Das tiefere Verständnis darüber, wie Große Pandas ihren Lebensraum nutzen, kommt zu einem wichtigen Zeitpunkt. So hat die chinesische Regierung vor kurzem eine hoffnungsvolle Nachricht veröffentlicht. Laut Zahlen aus dem aktuellen Schutzbericht ist die wilde Panda-Population um fast 17 Prozent gewachsen – auf 1.864 Tiere. Auch die Lebensräume der Bären haben sich dem Bericht zufolge ein wenig erholt. Nichtsdestotrotz steht die Zukunft der Großen Pandas auf der Kippe: der Klimawandel und die Fragmentierung natürlicher Lebensräume sowie andere menschengemachte Einflüsse gefährden die scheuen Tiere nach wie vor – den Artenschutz, für den sie dank WWF zum Symbol geworden sind, haben die Großen Pandas nötiger denn je.

Originalarbeit der Forscher:

© wissenschaft.de – Daniela Albat
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Wissenschaftsjournalist Tim Schröder im Gespräch mit Forscherinnen und Forschern zu Fragen, die uns bewegen:

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