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Dem Pferdegang-Gen auf der Spur

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Dem Pferdegang-Gen auf der Spur
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Islandponys sind besonders für den geschmeidigen Gang berühmt. (Foto:Monika Reissmann)
Geschmeidig bewegen sie sich im sogenannten Pass oder Tölt: Einige Pferde sind zu Gangarten fähig, die für den Reiter besonders komfortabel sind. Die genetische Veranlagung dazu ist offenbar im mittelalterlichen England entstanden, legt nun eine Untersuchung fossiler DNA-Proben von Pferden nahe. Die Wikinger scheinen die sogenannten „Gangpferde“ zunächst von England aus in Europa und dadurch letztlich weltweit verbreitet zu haben.

Schritt, Trab oder Galopp beherrschen alle Pferde – doch dabei wird ein Reiter vergleichsweise stark durchgerüttelt. Die Gangpferde bieten diesbezüglich mehr Komfort:  Vor allem beim Tölt sitzt der Reiter fast erschütterungslos auf dem geschmeidig schwingenden Pferderücken. Der Grund: Es kommt zu keiner Schwebephase – es handelt sich um eine gelaufene Gangart im Viertakt. Verantwortlich für die Befähigung eines Pferdes zum Pass und Tölt ist eine Mutation im DMRT3-Gen, hat eine frühere Studie an über 4.000 Pferden verschiedener Rassen gezeigt.

Fossile DNA gewährt Einblicke

Die Forscher um  Arne Ludwig vom Berliner Leibniz-Instituts für Zoo- und Wildtierforschung sind in der aktuellen Studie nun dem Ursprung dieser erstaunlichen genetischen Besonderheit nachgegangen. Um der Verbreitungsgeschichte der Gangpferde auf die Spur zu kommen, suchten die Wissenschaftler nach der Mutation des DMRT3-Gens im Erbgut von 90 Pferdefossilien, die eine Zeitspanne von der Kupferzeit (6000 v. Chr.) bis zum Mittelalter (11. Jh.) abdeckten. Die Untersuchungen von fossilem Erbgut basieren auf der bemerkenswerten Stabilität von DNA: Es ist oft möglich, Überresten noch genetisches Material zu entlocken, das sich für Analysen eignet.

Die ältesten Nachweise des Gang-Gens gelangen den Forschern bei zwei englischen Pferden aus der Zeit um 850 n. Chr., die auf dem Gebiet des heutigen Yorkshire gelebt haben. Besonders häufig tauchte die Mutation in diesem Zeitrahmen außerdem bei Islandpferden aus dem 9. bis 11. Jh. auf. Im gleichen Zeitraum scheinen jedoch noch alle Pferde aus Kontinentaleuropa, inklusive Skandinavien und aus Asien frei von dem speziellen DMRT3-Gen gewesen zu sein, zeigten die Auswertungen.

Die Wikinger verbreiteten anfangs die Gangpferde

Den Forschern zufolge zeichnet sich damit folgende Verbreitungsgeschichte der Gangpferde ab: Die Mutation entstand ursprünglich im mittelalterlichen England, wo sie wegen ihrer vorteilhaften Wirkung Einzug in die Zuchtlinien erhielt. Die Wikinger die damals England heimsuchten, lernten die Vorteile der Gangpferde schätzen und brachten sie schließlich nach Island. Es ist historisch belegt, dass die Wikinger im 9. Jh. das Gebiet des heutigen Yorkshire unterwarfen, aus der die zwei historischen Gangpferde stammen.

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Dass sich die englischen und isländischen Gangpferdepopulationen in so kurzer Zeit unabhängig voneinander entwickelten, ist den Forschern zufolge hingegen unwahrscheinlich. „Es ist wesentlich plausibler, dass einige der ersten Pferde, welche nach Island kamen, die Mutation für alternative Gangarten bereits besaßen. Die Wikinger erkannten deren Wert und haben Gangpferde gezielt gezüchtet und damit den Grundstein für deren weltweite Verbreitung gelegt“, erklärt Ludwig.

Auch historische Sagen deuten darauf hin, dass isländische Pferde bereits sehr früh spezielle Gangarten beherrschten. Die große Häufung dieser Genvariante in den frühen isländischen Pferden spricht dafür, dass die dortigen Siedler Gangpferde besonders schätzten. Vermutlich erwies sich deren komfortable Gangart als ideal für das Zurücklegen langer Strecken im unwegsamen Gelände.

Originalarbeit der Forscher:

© wissenschaft.de – Martin Vieweg
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