Kanadische Wissenschaftler haben herausgefunden, warum Weihnachtsbäume ihre Nadeln verlieren und wie sich dieser Prozess verzögern lässt. Verantwortlich ist demnach ein gasförmiges Hormon, von dem bereits bekannt ist, dass es Alterungs- und Reifeprozesse bei Pflanzen auslösen kann: das Ethylen. Die Pflanzen produzieren diesen Stoff selbst und lösen damit den Nadelverlust aus. Zusätzliches Ethylen verstärkt diese Reaktion, konnten die Wissenschaftler bei abgetrennten Zweigen von Balsam-Tannen (Abies balsamea) beobachten. Der unerwünschte Effekt ließ sich jedoch verzögern, und zwar durch Wirkstoffe, die Ethylen einfangen beziehungsweise dessen Bildung unterdrücken, so das Ergebnis der Forscher um Steeve Pépin von der Université Laval in Québec. Solche Substanzen könnten demnach zukünftig beim Transport von Weihnachtsbäumen oder auch in der Wohnung zum Einsatz kommen, um einen vorzeitigen Nadelverlust zu vermeiden.
Die Wissenschaftler dokumentierten für ihre Versuche die Ethylenproduktion und den Verlauf des Nadelfalls unter kontrollierten Bedingungen in Klimakammern. Ergebnis: Zehn Tage nach dem Abschneiden begannen die Zweige Ethylen zu produzieren, drei Tage später rieselten dann die ersten Nadeln. Nach 40 Tagen waren die Äste schließlich kahl. Um das Ethylen als Drahtzieher dieser Reaktion eindeutig zu identifizieren, behandelten die Wissenschaftler anschließend in einem neuen Ansatz die Raumluft beziehungsweise das Gießwasser mit Wirkstoffen, die das Pflanzenhormon unterdrücken können: Das gasförmige 1-Methylcyclopropen (1-MCP) blockiert die Rezeptoren der Pflanze für Ethylen und macht sie so unempfindlich gegen dessen Wirkung, während die Substanz Aminoethoxyvinylglycin (AVG) die Produktion des Hormons in der Pflanze von Beginn an unterdrücken kann.
Das Resultat hier: „Nach 40 Tagen waren die behandelten Zweige immer noch grün und sahen frisch aus, während die unbehandelten Äste schon alle ihre Nadeln verloren hatten“, fasst Steeve Pépin den Erfolg zusammen. 1-MCP war in der Lage, die Haltefähigkeit der Nadeln auf Tage 73 zu erhöhen, die Zugabe von AVG zum Wasser erhielt das Grün sogar 87 Tage lang.
Den Wissenschaftlern zufolge seien die Ergebnisse sowohl für Weihnachtsbaum-Produzenten als auch für die Verbraucher eine frohe Botschaft: „Da 1-MCP ein Gas ist, könnte man es beispielsweise in den Transportcontainern für Weihnachtsbäume einsetzten“, schlägt Pépin vor. Für die lang anhaltende Weihnachtsstimmung könnten Verbraucher dagegen AVG zum Wasser im Weihnachtsbaumständer zugeben, um die Lebenszeit des Baumes zu erhöhen.
Steeve Pépin (Université Laval in Québec) et al.: Trees, Online-Vorabveröffentlichung, doi: 10.1007/s00468-010-0457-2 dapd/wissenschaft.de ?
Martin Vieweg