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Depressionen machen einfühlsam

Erde|Umwelt Gesellschaft|Psychologie

Depressionen machen einfühlsam
Menschen mit einer leichten Depression sind empfänglicher für den Gefühlszustand anderer als nicht depressive. Zu diesem Ergebnis gelangen kanadische Psychologen um Kate Harkness. Bisher gingen Forscher eher vom Gegenteil aus, da Depressionen beispielsweise mit einer Reihe von sozialen Problemen verbunden sind. Leicht depressive Menschen achten stärker auf Details in ihrem sozialen Umfeld als ihre gesunden Mitmenschen, fanden die Wissenschaftler hingegen heraus.

In der Studie zeigten die Forscher 124 Probanden Fotos von Augen mehrerer Männer und Frauen. Die Freiwilligen sollten den Gefühlszustand der jeweiligen Person wie „glücklich“ oder „verlegen“ erraten. Studienteilnehmer mit Symptomen einer milden Depression lagen dabei mit ihrer Einschätzung viel öfter richtig als ihre nicht depressiven Kollegen. Für die Forscher kam das Ergebnis vollkommen unerwartet. Sie wiederholten daher den Versuch mit einer zweiten Gruppe von Freiwilligen ? mit demselben Resultat.

Harkness hat eine mögliche Erklärung für den Zusammenhang zwischen milder Depression und gesteigertem Einfühlungsvermögen. Demnach fühlen sich Menschen mit leichten Symptomen einer Depression anfangs möglicherweise hilflos und entwickeln den Wunsch, die Kontrolle über ihre soziale Welt zurück zu gewinnen. Daher achten sie vielleicht stärker und genauer auf ihre Umwelt, um anhand subtiler sozialer Signale die Gedanken und Gefühle ihrer Mitmenschen herauszufinden.

Das Einfühlungsvermögen wird aber nur bei leichten und nicht auch bei schweren Formen von Depression gesteigert: In früheren Studien hatten schwer depressive Teilnehmer wesentlich schlechter als Gesunde abgeschnitten, wenn es darum ging, den Gefühlszustand von Mitmenschen an sozialen Hinweisen wie dem Augenausdruck abzulesen. Depressionen werden von vielen Wissenschaftlern als Kontinuum betrachtet, das in verschiedenen Formen von leicht bis schwer auftreten kann, erklärt Harkness. Ihrer Ansicht nach könne es jedoch durchaus Schwellen geben, bei deren Überschreiten sich der Zustand des Patienten völlig verändere.

Kate Harkness ( Queens-Universität, Kingston) et al.: Cognition & Emotion, Bd. 19, Nr. 7, S. 999 ddp/wissenschaft.de ? Martina Feichter
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