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Der Biber erobert die Arktis

Erde|Umwelt

Der Biber erobert die Arktis
Er schwimmt zunehmend über die Nordgrenze seines einstigen Verbreitungsgebiets hinaus. (Foto: Pixabay)

Erfreulicherweise baut er wieder vielerorts seine Dämme – doch das Comeback des Bibers beschränkt sich nicht auf seine einstigen Verbreitungsgebiete, berichten Forscher: Im Zuge des Klimawandels breitet sich der tierische Landschaftsarchitekt nun auch in der nordamerikanischen Arktis aus. Seine „Bauprojekte“ könnten dort allerdings für kritische Effekte sorgen: Sie tragen zum Auftauen des Dauerfrostbodens bei, sagen die Forscher.

Er gehört zur Prominenz in der Tierwelt, denn der Biber ist ein ausgesprochen auffälliges Wesen: Der bis zu 32 Kilogramm schwere Nager fällt Bäume, baut Staudämme, legt Seen an und baut sich Burgen. Auf diese Weise kann er ganze Landschaften umgestalten und die Rolle eines Ökosystem-Ingenieurs spielen – seine Aktivitäten schaffen günstige Lebensbedingungen für viele weitere Lebewesen. Lange Zeit prägten seine Werke allerdings nicht mehr die Flüsse in Europa und Nordamerika: Pelzjäger hatten den Biber fast ausgerottet. Seit einigen Jahren feiern die europäischen und nordamerikanischen Biber nun allerdings ein äußerst erfolgreiches Comeback.

Biber haben einen arktischen Tundrastrom in ein Feuchtgebiet verwandelt. (Foto: Christopher Arp / University of Alaska)

Rückeroberung reicht dem Nager nicht

Erstaunlicherweise beschränkt sich der Amerikanische Biber (Castor canadensis) dabei nicht auf Regionen, in denen er früher einmal zuhause gewesen war. Seit ein paar Jahren breiten sich die Nager in der Tundra im Westen und Nordwesten Alaskas und im Nordwesten Kanadas aus, berichtet ein deutsch-amerikanisches Forscherteam. „Wahrscheinlich spielt dabei der Klimawandel eine Rolle“, sagt Co-Autor Ingmar Nitze vom Alfred-Wegener-Institut, Helmholtz-Zentrum für Polar- und Meeresforschung (AWI). Im Zuge des Klimawandels hat sich die Arktis seit Ende des 19. Jahrhunderts um 1,8 Grad erwärmt. Sie ist dadurch grüner geworden, entlang der Gewässer breiten sich Gehölze aus und die Flüsse frieren nicht mehr so tief zu. Auf diese Weise entsteht neuer Lebensraum für den Biber.

Wie sich der stramme Nager im Norden ausbreitet, haben die Biologen nun mithilfe von “Augen aus dem All” untersucht. „Auf Satellitenbildern kann man die Aktivitäten von Bibern recht gut erkennen“, erklärt Nitze. Wer die nötige Erfahrung hat, sieht ihm zufolge schon an der Form eines Gewässers, ob dort der tierische Landschaftsarchitekt am Werk gewesen ist. Die Forscher hatten ein Gebiet im Nordwesten Alaskas im Blick, das etwa so groß ist wie Sachsen. Den Ergebnissen zufolge haben die Tiere dort zwischen 1999 und 2014 insgesamt 56 neue Seen angelegt. Offenbar dringen die Eroberer entlang der Küsten und der größeren Flüsse vor und kommen im Schnitt etwa acht Kilometer pro Jahr voran. „In 20 bis 40 Jahren könnten die Tiere geeignete Gewässer im ganzen arktischen Alaska besiedelt haben“, so Nitze.

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Es gibt einen Haken

Wie er und seinen Kollegen betonen, wird der Biber das Gesicht Alaskas verändern. Sie werden die dortigen Fließgewässer zunehmend in Seenlandschaften mit Flussabschnitten und Feuchtgebieten verwandeln. Wie in anderen Regionen der Erde könnten davon wahrscheinlich viele andere Tiere und Pflanzen profitieren. Doch wie die Forscher betonen, gibt es einen Haken: Seen sind wärmer als Flüsse und dies hat Auswirkungen auf den Permafrostboden ringsum. Mit Sorge beobachten Klimaforscher bereits seit einiger Zeit, dass dieser eisige Untergrund im Zuge des Klimawandels verstärkt auftaut und dadurch Treibhausgase freisetzt. Die Tätigkeit der Biber könnte dies nun verstärken.„Unter und neben ihren Seen wird der Permafrostboden verstärkt degradiert“, sagt Nitze.

Er und seine Kollegen sind allerdings der Meinung, dass es der falsche Ansatz wäre, den Biber deshalb nun zu bekämpfen. „Das Hauptproblem der Arktis und ihrer Böden ist der Klimawandel und nicht der Biber“, betont Nitze abschließend.

Quelle: Alfred-Wegener-Institut, Helmholtz-Zentrum für Polar- und Meeresforschung

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