Dabei war es sowieso schon ungemütlich in Europa. Weite Landstriche waren durch die Napoleonischen Kriege verwüstet, die Staaten verschuldet, viele Männer gefallen; auch die Hoffnung auf einen politischen Neuanfang nach Napoleons Sturz hatte sich zerschlagen, denn in den jungen Königreichen wie Württemberg regierten die Herrscher mit harter Hand. Da war die Hungersnot 1816 nur noch der letzte Tropfen, der das Fass zum Überlaufen brachte. Allein aus Württemberg wanderten 1817 mehrere tausend Familien aus, zum Teil nach Amerika, zum Teil Richtung Kaukasus – unter ihnen, und deshalb erzähle ich diese Geschichte, der aus Reutlingen stammende „Weingärtner und Bürger“ Johann Georg Votteler, der Ur-Ur-Ur-Großvater unseres Redakteurs Martin Rasper. Martin Rasper, der Geologe unter uns, schrieb die Vulkan-Geschichte (s. Seite 34), quasi über Nacht, denn obwohl dieses Heft schon fast fertig war, wollten wir die isländische Aschewolke nicht an uns vorbeiziehen lassen. Dass er einen eigenen, quasi familiären Zugang zu Vulkanausbrüchen hat, gibt dem Artikel eine besondere Note.
Jene verzweifelten Württemberger, die mit Sack und Pack so genannte „Ulmer Schachteln“ enterten und bei Wind und Wetter mit ein paar klammen Decken und unter katastrophalen hygienischen Bedingungen die Donau abwärts zum Schwarzen Meer schipperten, um im Kaukasus ein neues Leben zu beginnen, sollten wir uns vergegenwärtigen, wenn wir im nächsten Winter wegen zehn Zentimetern Neuschnee über „Schneechaos“ klagen – oder über ausgefallene Flüge, weil ein bisschen Asche in der Luft ist.
Viel Spaß beim Lesen unseres neuen Heftes wünscht Ihnen
Ihre
Ilona Jerger, Chefredakteurin
