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Der Kampf gegen den Winterspeck

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Der Kampf gegen den Winterspeck
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Zum Sport treiben keine Zeit und für den Verzicht auf Schokolade keine Nerven – wozu auch? Sein Wunschgewicht bekommt man doch schließlich völlig stressfrei aus der Apotheke. Kollagenschwämme, Schlankheitstees oder die chemische Keule – Risiken und Nebenwirkungen spielen keine Rolle mehr, wenn es darum geht, auch in luftiger Sommerkleidung eine gute Figur zu machen. Dabei sind sich nur wenige darüber im Klaren, was sie ihrem Körper dabei antun.

Schon vor über 100 Jahren eroberte die erste Diätpille den Markt. Zur Behandlung krankhaften Übergewichtes wurde ein Thyroidhormon-Präparat verordnet, welches den Stoffwechsel stimuliert. Erst in den 70er Jahren wurde der Wirkstoff endgültig aus dem Pharmasortiment gestrichen, als vermehrt unerwünschte Nebenwirkungen bemerkt wurden. Herzrhythmusstörungen, sowie verringerte Knochendichte bis hin zur Osteoporose konnten mit dem Hormonpräparat in Verbindung gebracht werden. 2,4-Dinitrophenol (2,4-DNP) war in den 30er Jahren besonders angesagt. Schon nach wenigen Jahren erkannte man, dass die anti-fat Pille zwar den Stoffwechsel beschleunigt, aber zudem auch extrem giftig ist. Heute findet man DNP nur noch in Holzschutzanstrichen oder Insektiziden.

Wahre Drogencocktails nahm man bis Ende der 60er Jahre zu sich, um den überschüssigen Pfunden zu Leibe zu rücken. Digitalisglycoside, Amphetamine und Chlorthalidon wirkten Wunder im Kampf gegen Appetit und Körperfett. Wer sich für diese Therapieform entschieden hatte, kam jedoch nur schwer wieder davon los. Neben dem hohen Suchtpotential wurden zudem vermehrt Herzerkrankungen beobachtet. In den 70ern erkannte der Dänische Arzt Doktor Eriksen aus Elsinore, dass seine Asthma-Patienten, die mit Ephedrinpräparaten behandelt wurden häufig über Appetitlosigkeit klagten. So war die Asthma-Pille aus Ephedrin, Coffein und Phenobarbital bereits 1977 in Dänemark in aller Munde.

Mit Chemie zum Wunschgewicht – heute ist man vorsichtiger
Zur Zeit gibt es in Deutschland nur ein Präparat (Wirkstoff: Dexfenfluramin), das zugelassen ist und europaweit klinisch getestet wurde. Dexfenfluramin erhöht den Serotoninspiegel, indem die Ausschüttung dieses Glücksbotenstoffes stimuliert und die Wiederaufnahme im Gehirn gehemmt wird. Das Mittel wird ärztlich verordnet, und zwar von seriösen Ärzten nur bei krankhaftem Übergewicht und auch dann nur für drei Monate. Die Nebenwirkungen – zum Beispiel Müdigkeit, Schwindel, Durchfall – halten sich bei diesem Produkt in Grenzen. Außerdem wird das Suchtrisiko für diesen Wirkstoff als gering eingestuft.

Tabletten, die den Magen foppen
Ohne Chemie sollen komprimierte Kollagenpillen das Abnehmen erleichtern. Satt werden, bevor man mit dem Essen beginnt, verspricht der Hersteller von Matricur (Dr. Suwelack). Das Protein wächst nach dem Schlucken auf das 18fache seiner ursprünglichen Größe. Erst nach etwa acht Stunden ist der Magenfüller aus Rinderhaut komplett verdaut. Wer dagegen die pflanzliche Variante bevorzugt, der greift dann besser zu CM 3 (von easyway). Die blauen Zellulose-Kapseln quellen nicht ganz so stark wie die Kollagenpillen und werden bereits nach fünf bis acht Stunden völlig unverdaut wieder ausgeschieden. Obwohl umfassende Studien zu den möglichen Nebenwirkungen noch ausstehen, gibt es beide Mittel rezeptfrei in Apotheken zu kaufen.

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Der Tee, der den Heißhunger nimmt – aber Finger weg von Pu-Erh
Wer an sich mit falscher Ernährung nicht zu kämpfen hat, aber die Schokolade einfach nicht im Supermarkt lassen kann, der kann es ja mal mit Rotbuschtee versuchen. Die enthaltenen Flavonoide in dem südafrikanischen Strauch geben dem Getränk sein liebliches Aroma. Der Sportmediziner Jörg Zittlau, der ein Buch über diesen Tee geschrieben hat, vermutet dahinter vor allem eine psychische Wirkung. Der Kassenschlager unter den Diät-Tees war lange Zeit der Chinesische Pu-Errh-Tee. Inzwischen ist man schlauer und auch Verbraucherzentralen sprechen sogar von Kundentäuschung, da die Wirkung auf die Fettpölsterchen noch immer nicht erwiesen sei. Sehr wohl nachweisbar sind in einigen Sorten dagegen beträchtliche Mengen an Pestiziden. Vermutlich sorgen leichte Vergiftungen für den verminderten Appetit. Na dann, Mahlzeit.

Chitosan – die Abspeckdroge aus dem Internet
Der Ballaststoff aus dem Panzer von Krabben und Garnelen kann Fett aus der Nahrung an sich binden und unverdaut ausscheiden. Doch was Chitosan im Körper sonst bewirkt, bleibt zu erforschen. Obwohl es noch nicht zugelassen ist, läuft der Vertrieb bereits auf Hochtouren. Nirgendwo sonst wäre solch ein illegaler Medikamentenhandel denkbar, als auf der Straße oder im weltweiten Netz?

Das Rezept zum Wunschgewicht ist schon über 2000 Jahre alt
Schon Hippokrates postulierte: Leichte Kost und viel Bewegung führen am sichersten zur Traumfigur. Auch wenn Diät-Pillen für viele sehr verlockend sind, wenn der alljährliche Kampf gegen den Winterspeck ansteht, so ist der Erfolg doch nur von Dauer, wenn generell auf fettarme Ernährung und regelmäßige Bewegung geachtet wird. Das soll aber nicht heißen, dass die Wissenschaft uns mit ernsthaften Gewichtsproblemen allein lässt. Bei der Untersuchung krankhafter Gewichtsstörungen führten erst jüngste Entdeckungen zu einem besseren Verständnis, wie Fett-Gene und verschiedenste Umweltfaktoren Übergewicht begünstigen. Für solche Fälle sind künftig neue erfolgversprechende Therapieformen zu erwarten. Sicherlich sind Diät-Pillen für viele sehr verlockend, wenn der alljährliche Kampf gegen den Winterspeck ansteht. Dennoch ist der Erfolg nur von Dauer, wenn generell auf fettarme Ernährung und regelmäßige Bewegung geachtet wird. Auch wer der Gen- und Zellalterung entgegen wirken möchte, schafft dafür mit FDH und viel Bewegung die besten Voraussetzungen. Falls Sie der Ansicht sind, ohne Fett und Schokolade nie mehr wirklich glücklich sein zu können, dann sollten Sie doch mal ganz auf’s Essen verzichten, denn neueste Studien haben gezeigt: Heilfasten macht glücklich! bdw-online wünscht Ihnen viel Erfolg.

Thomas Niemann
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Wissenschaftsjournalist Tim Schröder im Gespräch mit Forscherinnen und Forschern zu Fragen, die uns bewegen:

  • Wie kann die Wissenschaft helfen, die Herausforderungen unserer Zeit zu meistern?
  • Was werden die nächsten großen Innovationen?
  • Was gibt es auf der Erde und im Universum noch zu entdecken?

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Spi|nett  〈n. 11; Mus.〉 Tasteninstrument, bei dem die quer od. schräg zu den Tasten stehenden Saiten mit einem Kiel angerissen werden, Vorläufer des Klaviers [<ital. spinetta; … mehr

In|kar|ze|ra|ti|on  〈f. 20; Med.〉 Einklemmung (z. B. des Darms beim Leistenbruch) [<lat. carcer … mehr

pho|to|tro|pisch  〈Adj.〉 = fototropisch

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