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Der Sonnenbär spiegelt Gesichtsausdrücke

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Der Sonnenbär spiegelt Gesichtsausdrücke
Die kleinsten aller Bären ahmen den Gesichtsausdruck von Artgenossen nach (Bild: Daniela Hartmann)

Beim Menschen sind Gesichtsausdrücke gleichsam ansteckend: Wir neigen dazu, den jeweiligen Ausdruck unseres Gegenübers nachzuahmen – dieses sogenannte Facial Mimikry ist ein Teil unserer nonverbalen Kommunikation. Überraschenderweise haben Forscher das Prinzip nun auch beim kleinsten Vertreter von Meister Petz beobachtet – dem bis zu 80 Kilogramm schweren Sonnenbär. Bisher war Facial Mimikry nur von einigen wenigen sozial lebenden Tieren bekannt. Die aktuelle Studie legt nun nahe, dass auch vorwiegend einzelgängerische Arten derartiges Sozialverhalten zeigen können.

Die intuitive Übernahme von Verhaltensweisen anderer ist ein auffälliger Aspekt der menschlichen Interaktion. Auf diese Weise kommunizieren wir emotionalen Einklang mit unseren Mitmenschen oder verdeutlichen soziale Verbindungen. Besonders den Gesichtsausdruck können Menschen dabei ausgesprochen klar mit anderen abgleichen. Frühere Studien haben bereits gezeigt, dass einige Primaten und interessanterweise auch Hunde vergleichbare Verhaltensmuster zeigen: Sie reagieren auf den Gesichtsausdruck von Artgenossen mit dem gleichen oder einem ähnlichen Ausdruck.

Auch manche Tiere machen sich gegenseitig nach

Besonders deutlich hat sich dies bei den uns verwandten Gorillas gezeigt. Doch auch im Fall der Hunde konnten Forscher belegen, dass sie ihre Maulstellung der von Partnerhunden anpassen. Nun reihen die Forscher um Marina Davila-Ross von der University of Portsmouth auch den Sonnen- beziehungsweise Malaienbär (Helarctos malayanus) in die Gruppe der bekannten Spiegler der Gesichtsausdrücke ein. Dies erscheint erstaunlich, da es sich bei diesen Tieren nicht um sehr soziale Tiere handelt – Sonnenbären leben vorwiegend einzelgängerisch in den Wäldern Südostasiens und interagieren vergleichsweise selten mit Artgenossen.

Die Ergebnisse basieren auf der Beobachtung von 22 Sonnenbären des Bornean Sun Bear Conservation Centre in Malaysia. Sie leben dort in großen Gehegen, die es ihnen ermöglichen, sich aus dem Weg zu gehen oder nach Belieben miteinander zu interagieren. Obwohl die Tiere in der freien Natur allein leben, zeigen sie sich durchaus kontaktfreudig, berichten die Forscher. Sie spielen oft freundlich miteinander – manchmal geht es aber auch etwas ruppiger zu.

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Ein Einzelgänger mit sozialen Fähigkeiten

Den Forschern fiel auf, dass die Tiere bei diesen Spielereien zwei deutlich unterschiedliche Geschichtsausdrücke mit offenem Maul zeigten. Bei dem einen werden die oberen Schneidezähne gezeigt, bei der anderen Version nicht. Im Rahmen der Studie erfassten die Wissenschaftler nun, wann welcher Bär einen der beiden Ausdrücke zeigte und ob dies im Zusammenhang mit dem Ausdruck des jeweiligen Spielgefährten stand. So zeigte sich: In auffallend vielen Fällen kopierte ein Tier binnen einer Sekunde den jeweiligen Ausdruck des anderen. Darüber hinaus zeigten die Auswertungen der Verhaltensbeobachtungen, dass die Bären die Gesichtsausdrücke besonders dann zeigten, wenn sie sich der Aufmerksamkeit des Partners sicher waren. Darin spiegelt sich ebenfalls soziale Sensibilität wider, sagen die Forscher. Wie sie erklären, könnte das subtile Nachahmen zwischen den beiden Bären signalisieren, dass sie zu einem etwas wilderen Spiel bereit sind oder aber es wird grundsätzlich die soziale Bindung zwischen den beiden gestärkt.

„Es wird allgemein angenommen, dass es komplexe Arten der Kommunikation nur bei Arten mit komplexen sozialen Systemen gibt. Da Sonnenbären aber eine weitgehend einzelgängerische Art sind, stellen unsere Ergebnisse dies nun infrage“, sagt der Erstautor der Studie Darry Taylor. Davila-Ross ergänzt: „Da Sonnenbären offenbar zu einer solchen Form der Kommunikation fähig sind und keine besondere evolutionäre Verbindung zu Menschen, Affen oder domestizierten Tieren wie Hunden haben, glauben wir, dass es diese fortgeschrittene Form der Mimikry auch bei verschiedenen anderen Tierarten geben könnte. Weitere Studien sollten diese nun ausloten“, sagt Davila-Ross.

Quelle: University of Portsmouth, Scientific Reports, doi: 10.1038/s41598-019-39932-6

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Video: Science Magazine

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