Auch „schlechte Gene“ haben ihre guten Seiten: Eine punktuelle Veränderung des Erbguts, die zu Thrombosen und Fehlgeburten führen kann, steigert die Empfängnisbereitschaft der Gebärmutter für befruchtete Eizellen. Ein Vergleich von Wolfgang Göpel vom Universitätsklinikum Lübeck hat ergeben, dass Frauen mit der „Faktor-V-Leiden“-Mutation nach Einpflanzung einer befruchteten Eizelle doppelt so oft schwanger werden wie Frauen, die nicht von der Mutation betroffen sind.
Rund 6 Prozent der Bevölkerung westlicher Nationen sind Träger der Faktor-V-Leiden Mutation. Studien hatten ergeben, dass diese Veränderung des Erbguts das individuelle Thrombose-Risiko und die Häufigkeit von Früh- und Fehlgeburten erhöht. Man nahm also an, dass die Mutation die Lebenserwartung und die Häufigkeit fortpflanzungsfähiger Nachkommen reduziert. Seit ihrer Entstehung vor 30.000 Jahren sollte die Faktor-V-Leiden Mutation im Laufe der Evolution längst ausgestorben sein.
Nun haben die Mediziner um Wolfgang Göpel eine mögliche Erklärung für die Langlebigkeit der vermeintlich nachteiligen Mutation entdeckt: Die Einpflanzung einer befruchteten Eizelle war bei Frauen mit Faktor-V-Leiden Mutation zu 90 Prozent erfolgreich. Bei Frauen, die nicht von der Mutation betroffen sind, lag die Erfolgsquote bei lediglich 50 Prozent.
Die aktuelle Ausgabe der Fachzeitschrift The Lancet berichtet über die Studie.
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Adam Bostanci
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