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Die heimliche Eroberungsstrategie der Influenza-Viren

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Die heimliche Eroberungsstrategie der Influenza-Viren
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Frettchen sind für die gleichen Grippeviren anfällig wie Menschen. Quelle: Gilowyn / Wikipedia
Auch wenn noch keine Anzeichen für eine Grippe zu spüren sind, kann das Virus bereits übertragen werden. Das zeigte eine Studie an Frettchen, bei der britische Forscher mit den Erregern der Schweinegrippe arbeiteten, die vor drei Jahren möglicherweise weltweit bis zu 300.000 Menschen das Leben gekostet hat. Wie gut die Ergebnisse auf Menschen übertragbar sind, ist aber ungewiss.

Frettchen sind nicht nur für die gleichen Grippeviren anfällig wie Menschen, sie zeigen auch die gleichen Symptome: Fieber, Lethargie, Schnupfen, Niesen und Husten. Deshalb dienen sie bei Grippe-Untersuchungen schon lange als Modell für die Wissenschaft. Bisher gingen die Forscher davon aus, dass die meisten Grippeviren erst nach dem Ausbruch der Symptome weitergegeben werden. Untersuchungen mit dem H1N1-Virus zeigen nun jedoch, dass es auch anders laufen kann.

Das Team um Kim Roberts, die mittlerweile am Trinity College in Dublin arbeitet, setzte infizierte Frettchen jeweils während unterschiedlicher Krankheitsstadien für kurze Zeit mit gesunden Tieren in einen Käfig. Dabei beobachteten die Forscher fortwährend die Symptome. Sie registrierten Hustenanfälle und Niesen, das Fieber zeichneten sie durch eine Temperaturkurve mithilfe von Sendern unter der Haut der Tiere auf.

Dabei fanden die Wissenschaftler heraus: Die Frettchen konnten das Virus bereits vor dem ersten Auftreten der Symptome weitergeben, also etwa 24 Stunden nach der Infektion. Die ersten Anzeichen, in dem Fall Fieber, traten erst nach 45 Stunden auf. Genau zwei Tage, nachdem die Tiere sich angesteckt hatten, gab es die ersten Niesanfälle. Tröpfcheninfektion durch Niesen ist demnach nicht zwangsläufig notwendig, um sich anzustecken, schließen die Forscher daraus. Das Virus könne alleine durch die Atmung übertragen werden. Erst nach fünf bis sechs Tagen war die Grippe kaum noch ansteckend.

Für Menschen könnte das bedeuten, dass sie Grippeviren unwissentlich übertragen, auch wenn sie sich noch gar nicht krank fühlen. Wendy Barclay, die Leiterin der Studie, sagt: ?Dieses Ergebnis hat schwerwiegende Folgen für Pandemie-Strategien. Es zeigt uns, dass die Verbreitung der Grippeviren sehr schwer zu kontrollieren ist. Auch Ärzte und Krankenschwestern, die keine Grippeschutzimpfung haben, gefährden ihre Patienten, weil sie vielleicht eine Infektion weitergeben ohne zu wissen, dass sie selbst infiziert sind.?

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Bislang ist jedoch nicht sicher, ob die Ergebnisse auch für Menschen gelten. Roberts fasst zusammen: ?Das bestmögliche Modell für Studien zur Grippeviren-Übertragung sind zwar Frettchen, aber wir müssen vorsichtig sein, wenn wir die Ergebnisse interpretieren und versuchen, sie bei Menschen anzuwenden. Wir konnten nur wenige Tiere untersuchen, deshalb können wir auch nicht sagen, mit welcher Quote die Viren übertragen werden. Möglicherweise hängt das aber auch vom Virenstamm ab.?

Kim Roberts (Trinity College, Dublin) et al.: PLOS ONE; doi: 10.1371/journal.pone.0043303 © wissenschaft.de – Gesa Seidel
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