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Die kleine Hexe

Zur Weltpremiere des neuen Harry Potter zeigen wir die grüne Seite des Filmstars Emma Watson - die Britin fairzaubert nicht nur im Kino.

Die kleine Hexe

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Jetzt wird es solche Verwechslungen kaum noch geben. Emma Watson hat sich nach Drehschluss sofort die wilde Haarmähne abschneiden lassen und für einen neuen radikalen Kurzhaarschnitt entschieden. „Es fühlt sich unglaublich an. Ich liebe es! Ich wollte das schon seit vielen Jahren machen – es ist das Befreiendste, was ich je getan habe.“

So mancher Fan wird zwar betrübt aufseufzen, aber für Emma Watson ist der Abschied von Hermine Granger damit perfekt. „Meine größte Herausforderung ist nun“, sagt sie, „die Welt davon zu überzeugen, dass ich auch noch etwas anderes kann.“

Wobei sie das gar nicht nötig hätte: Als Model hat sie schon Karl Lagerfeld überzeugt, sie hat für Burberry, die englische Traditionsmodemarke gemodelt, und mit ihren Design-Ideen für die Fair-Trade-Modefirma „People Tree“ setzt sie sich und ihren Namen dafür ein, dass Stoffproduzenten in Asien auf würdige Weise ihren Lebensunterhalt verdienen können. „Ich wollte ‚People Tree‘ helfen, eine jüngere Linie zu entwickeln“, erklärt sie selbstbewusst, „weil ich von der Idee begeistert war, dass man mit Mode Armut bekämpfen kann.“ Ihre Kollektion verkauft sich prima, und so lief von klein auf alles, was das kluge Kind aus gutbürgerlichem Haus anpackte, erfolgreich: Mit sieben Jahren gewann sie einen Gedichtvortrags-Wettbewerb, in der Theater-AG der „Dragon School“ in Oxford bejubelte man ihre Schauspielkünste, und als die immer hervorragende Schülerin als Zehnjährige beim Casting für die Harry-Potter-Verfilmungen teilnahm, war sie es, die unter 4000 anderen Bewerbern für die Rolle der Hermine auserkoren wurde. Ein Harry-Potter-Film nach dem anderen sprengte die Kinokassen, sie selbst kann sich zu den reichsten und beliebtesten Jungschauspielerinnen der Welt rechnen, die außerdem noch als Model für angesagte Firmen begehrt ist und nicht zuletzt in all dem Trubel ein Abitur mit Spitzennoten machte, um Literaturwissenschaft zu studieren.

Was dabei besonders fasziniert: Emma Watson scheint tatsächlich das unkompliziert liebenswürdige Mädchen von nebenan geblieben zu sein. „Was ich tun würde, wenn ich wirklich zaubern könnte? Mich unsichtbar machen, damit ich endlich mal einfach ein Rockkonzert besuchen kann“, sagte sie mit 17. Und kürzlich befragt, ob sie auch weiterhin so „brav“ sein werde wie bisher, lächelt sie auf ihre sehr eigene und sehr zauberhafte Weise und meint: „Ich hatte nicht die Zeit, ein rebellischer Teenager zu sein. Ich bin mir fast sicher, dass ich so richtig durchdrehe, wenn ich mal 30 bin.“ Das klingt nicht danach, als habe sie im Ernst vor, mit Skandalen auf sich aufmerksam zu machen.

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Vermutlich deshalb wirkt sie auch völlig glaubwürdig in ihrem Einsatz für die Fair-Trade-Mode von „People Tree“. Sie hat für das Label eine Produktreihe gestaltet, die „very british“, sehr jung und dabei relativ bürgerlich wirkt und genau die Kundenschicht anspricht, die sich die teurere Fair-Trade-Mode auch leisten kann: Bunte Sweatshirts, Cricket-Pullover, T-Shirts mit Union-Jack-Motiven und dazu verspielte Kleider und niedliche Accessoires.

Sie selbst brachte beim Ökolabel „People Tree“ nicht nur ihr Interesse für Mode ein, sie hat das echte Bedürfnis, die Welt ein wenig besser zu machen. „Ich glaube, dass jungen Menschen wie mir das Humanitäre und der Umweltaspekt immer mehr am Herzen liegen“, erzählt sie. „Sie würden gerne bewusste Kaufentscheidungen treffen, aber es ist immer noch schwer, junge, stylische Ökomode auf dem Markt zu entdecken.“ Sie selbst ist über das T-Shirt eines Freundes auf „People Tree“ gestoßen. Neugierig fragte sie ihn aus über die Bedingungen des fairen Handels, die Arbeitsverhältnisse in Indien, Nepal und Bangladesch, die Möglichkeiten des fairen Handels. Und einmal mit der Firmenchefin zusammengebracht, lief es so, wie immer, wenn Emma Watson sich auf eine Sache einlässt: Einfallsreich, fleißig und hingebungsvoll arbeitete sie im Team mit den Designern von „People Tree“, stellte sich und ihre Freunde als kostenlose Models für die fertige Kollektion zur Verfügung, gab bereitwillig jede Menge Interviews zum Thema und reiste selbst nach Bangladesch. In einem Video sieht man sie durch die Gassen eines Slums streifen, mit aufgerissenen Augen und sichtlich betroffen von den Lebensbedingungen der Menschen in Bangladesch, eine zarte Märchenprinzessin, die kaum fassen kann, dass sich in Wohnblocks 30 Arbeiter ein winziges Toilettenloch teilen, dass kleine Kinder wie selbstverständlich zum Lebensunterhalt der Familien beitragen müssen, dass die Menschen, wenn sie nicht in einer Bio-Fair-Trade-Produktion arbeiten, mit giftigen Chemikalien umgehen und bei allem kaum genug Geld verdienen, um überleben zu können. „Statt Menschen dort nur durch Spenden zu helfen, sollte man ihre Produkte kaufen und ihnen ihren Stolz zurückgeben“, erklärt sie.

Was ihre eigene Zukunft ohne ihr Alter Ego, Hermine Granger, betrifft, so kann Emma Watson darüber kaum mehr sagen als die meisten jungen Leute, die gerade ihre Ausbildung beginnen: „Ich will nicht Designerin werden, wie viele das jetzt glauben“, sagt sie. „Ich kann mir im Moment auch gar nicht vorstellen, dass ich weiter Karriere als Schauspielerin mache.“ Als es in den Medien hieß, sie habe sich ihr Haar kurz schneiden lassen, um sich für die Rolle der kühlen Lisbeth Salander in einer Neuverfilmung des Bestsellers „Verblendung“ zu bewerben, wies sie das ungewohnt scharf zurück. „Ich werde etwas Zeit brauchen, um mich zu sammeln und mich wieder zusammenzureißen.“ Also erst mal fleißig Literaturwissenschaft studieren.

Aber wer weiß? Kurz, nachdem sie sich an der Brown University im US-Bundesstaat Rhode Island eingeschrieben hatte, spielte sie in der Studententheatergruppe in Anton Tschechows Theaterstück „Drei Schwestern“ mit. Und in dem Musikvideo ihres Freundes und Kommilitonen Rafael Cebrian übernahm sie die Hauptrolle. Das könnten erste Schritte zu einer weiteren Schauspielkarriere sein – oder einfach der Einstieg in ein Studentenleben, das gar nicht so viel anders ist als das der anderen auch.

CORNELIA KURTH

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