Der angesehene Biochemiker Daniel E. Koshland hat in einem Essay die „sieben Säulen“ des Lebens definiert. Der Artikel erschien am 21. März in dem Wissenschaftsmagazin Science.
Die erste Säule des Lebens ist das Programm. Es enthält einen Plan, der die „Zutaten“ und die Wechselwirkungen der „Zutaten“ beschreibt, mit dessen Hilfe das lebende System überdauert. Auf der Erde ist dieses Prinzip in Form des Erbguts realisiert. Improvisation heißt die zweite Säule. Es ist die Fähigkeit eines lebenden Systems, sein Programm zu ändern, um sich an veränderte Lebensbedingungen anzupassen. Bei irdischem Leben spricht man von Mutation und Selektion, dem Darwin’schen Prinzip. Die dritte Säule nennt Koshland „Kompartiment-Bildung“. Das heißt ein Organismus grenzt sich von seiner unbelebten Umwelt ab, zum Beispiel mit einer Zellmembran oder Haut. Diese Hülle schützt und konzentriert die „Zutaten“. Sie bildet ein Reaktionsgefäß in dem programmierte Prozesse ablaufen können. Energie stellt die vierte Säule dar. Leben verbraucht Energie und ist auf Energiezufuhr von außen angewiesen. So sind irdische Organismen überwiegend von der Sonnenenergie abhängig. Als fünfte Säule führt Koshland die Regeneration an. Damit meint er nicht nur Prozesse, die Schäden reparieren, sondern auch die arterhaltende Fortpflanzung. Anpassungsfähigkeit ist die sechste Säule. Sie ist zwar Teil des Programms bei irdischen Lebewesen, was jedoch bei bisher unentdeckten lebenden Systemen nicht der Fall sein muss. Die siebte und letzte Säule bezeichnet Koshland als Abgeschlossenheit. Damit beschreibt er das Phänomen, dass innerhalb einer Zelle reibungslos verschiedene Stoffwechselprozesse ablaufen. Dies funktioniert bei iridischem Leben dank der Spezifität der Enzyme.
Koshlands Definiton gestattet eine neue Interpretation der Ziele der medizinischen Forschung. Sie versucht die Anpassungsfähigkeit des Menschen stetig zu verbessern. Damit verliert das Darwin’sche Prinzip „Improvisation“ stetig an Bedeutung.
Die Mechanismen, die hinter den sieben essentiellen Lebensprinzipien stehen, können jedoch stark variieren. Das Leben auf der Erde ist nur ein Beispiel.
Markus Batscheider