Die Natur steht niemals still – das ist laut Hansjörg Küster die Lehre der Ökologie. Schon auf den ersten 60 Seiten versteht auch der Leser ohne Vorbildung, was die Ursachen für diesen Wandel sind: die Kräfte der Evolution, die durch Mutation und Selektion unsere Umwelt beständig umgestalten.
Und weil die Natur eben nicht beharrlich ist, hält der Professor für Pflanzenökologie an der Universität Hannover auch die Bezeichnung „Naturschutz” für unsinnig. Damit sollen zum Beispiel Heide und Almen vor der Verwaldung bewahrt und Seen vor dem natürlichen Verlanden geschützt werden. Doch „Natur schützen” hieße, sie sich selbst zu überlassen. Die gepflegten Landschaften indes gefallen dem Autor so gut, dass er den Landschaftsschutz zu einem der wichtigsten kulturellen Ziele erklärt.
Auch Nachhaltigkeit buchstabiert Küster unter ökologischen Gesichtspunkten ganz anders, als man es gewohnt ist. Natur könne wegen des Prinzips der Veränderung niemals nachhaltig sein, argumentiert er. Deshalb sei Nachhaltigkeit ein durchaus wichtiges kulturelles Ziel, aber eben kein natürliches. Ein intelligentes, flott geschriebenes, sehr empfehlenswertes Buch.
Hansjörg Küster DAS IST ÖKOLOGIE Die biologischen Grundlagen unserer Existenz C.H. Beck München 2005 204 S., € 17,90 ISBN 3-406-53463-5
Karin Hollricher