Frisch eingefangene Libellenmännchen bevorzugten eindeutig die Weibchen, unabhängig von deren Aussehen. Das änderte sich jedoch, wenn die Männchen zuvor zwei Tage lang in einem Käfig eingesperrt waren, in dem sich außer ihnen nur andere Männchen befanden: Unter diesen Bedingungen entschieden sich mehr als 75 Prozent der Testmännchen für ein anderes Männchen als Partner. Wurden die gleichen Männchen noch einmal für zwei Tage in einen Käfig geschlossen, diesmal jedoch mit ausschließlich weiblicher Gesellschaft, änderten sie ihr Beuteschema erneut und wählten wieder hauptsächlich weibliche Partner.
Bei Arten, bei denen die Weibchen unterschiedlich aussehen können, ist solch ein flexibler innerer Entwurf des Traumpartners sehr nützlich, schreiben die Wissenschaftler. Das System stellt ihrer Ansicht nach sicher, dass ein Männchen sich immer mit den Weibchen paart, die an die jeweilige Umgebung am besten angepasst sind und dementsprechend dort am häufigsten vorkommen. Die Kehrseite der Medaille ist jedoch, dass sich die Libellen in Umgebungen mit Weibchenmangel häufig bevorzugt Männchen zuwenden. Solche Paarungen bringen den Insekten überhaupt keine Vorteile, sondern erhöhen lediglich das Verletzungsrisiko und kosten Zeit und Energie.
Hans van Gossum ( Universität Antwerpen) et al.: Proceedings of the Royal Society: Biology Letters, Online-Vorabveröffentlichung, DOI: 10.1098/rsbl.2005.0315