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DIE WEIBLICHE SEITE DER EVOLUTION

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DIE WEIBLICHE SEITE DER EVOLUTION
Was den Menschen zum sozialen Wesen werden ließ, war wohl nicht der Kampf gegen Konkurrenten, sondern das Bedürfnis, einträchtig miteinander zu leben.

Unsere steinzeitlichen Vorfahren haben ihre Kinder gemeinsam aufgezogen, so wie viele Naturvölker heute auch, vermutet die amerikanische Anthropologin Sarah Blaffer Hrdy. Angesichts der knappen Ressourcen damals hält sie das für überlebenswichtig. In der gemeinsamen Fürsorge sieht sie die Keimzelle des sozialen Verhaltens. Und sie ist überzeugt: Die Menschenkinder entwickelten sich zu Meistern der Interpretation von Gesichtsausdrücken und Emotionen, um sich nicht nur die Fürsorge der eigenen Mütter, sondern auch die der anderen Frauen zu sichern. Ein moderner Manager würde das eine klassische Win-Win- Situation nennen: Allen Beteiligten nutzt die Situation gleichermaßen.

In ihrem neuen Buch hat die emeritierte Professorin der University of California viele Beispiele für die These zusammengetragen, dass es nicht der Kampf gegen Feinde oder Konkurrenten war, der Menschen zu sozialen Wesen werden ließ, sondern ihr grundsätzliches Bestreben, einträchtig miteinander zu leben. Hrdy erklärt, wie sich die Begabung des Menschen, sich in andere einzufühlen, entwickelte. Und sie geht noch einen Schritt weiter: Unser spontaner Impuls, miteinander auskommen zu wollen, sei in unseren Gehirnen festgeschrieben und letztlich verantwortlich für den außerordentlichen Erfolg der Spezies Mensch.

Deshalb ist unser Leben nach Ansicht der Wissenschaftlerin auch nicht von ständiger Konkurrenz beherrscht, sodass der Erfolgreiche notwendigerweise egoistisch sein muss. Im Gegenteil: Den langfristig größten Nutzen, meint Hrdy, haben nicht diejenigen, die drängeln, hauen und stechen, sondern Menschen, die sich gegenseitig helfen und stabile soziale Netzwerke knüpfen, die auch dann noch tragen, wenn Not und Mangel herrschen. Diese Sichtweise widerspricht überzeugend der früheren Lehrmeinung, dass die Aggression des Menschen und seine „ Killerinstinkte“ im Kampf ums Überleben dominant sind. Ohne die Fähigkeit, sich kognitiv und emotional in andere hineinzuversetzen, behauptet Hrdy, wäre „Homo sapiens“ schlichtweg nie entstanden. Claudia Eberhard-Metzger

Sarah Blaffer Hrdy MÜTTER UND ANDERE Berlin Verlag, Berlin 2010 544 S., € 28,– ISBN 978–3–8270–0885–5

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♦ mi|kro|bi|ell  〈Adj.; Biol.〉 durch Mikroben verursacht

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