Einen Tag später testeten die beiden Biologen, ob die Grillen eine Vorliebe für bestimmte Düfte entwickelt hatten ? mit durchschlagendem Erfolg: Alle Testinsekten hielten sich sehr viel länger in der Nähe der Gerüche auf, die zuvor mit der Belohnung verbunden gewesen waren. Das gleiche Bild fanden die Wissenschaftler auch am folgenden Tag. Ein weiteres Experiment zeigte, dass es sich tatsächlich um erlerntes Verhalten und nicht um eine allgemeine Vorliebe der Tiere für einen bestimmten Geruch handelte: Wurde nämlich in einer neuen Gruppe von Grillen der Duft mit einer Belohnung verknüpft, der zuvor die unangenehme Erfahrung nach sich gezogen hatte, flogen die Insekten am nächsten Tag auf diesen Geruch und mieden den, der in der anderen Gruppe bevorzugt worden war.
Zwar war ein ähnlicher Effekt schon bei Ratten gefunden worden, die sich 30 Duftpaare problemlos merken können, bei Insekten war eine derartig große Speicherkapazität für Gerüche bislang jedoch nicht bekannt, schreiben die Forscher. Sie vermuten, dass den Grillen ihr großer Duftspeicher besonders dann zugute kommt, wenn sie im Dunkeln potenzielle Nahrungsmittel auf Essbarkeit hin untersuchen. Da sie Gemüse und Früchte genauso fressen wie abgefallene Blätter und die Kadaver kleiner Tiere, müssen sie jeden neuen Geruch mit einer ganzen Reihe Referenzdüfte vergleichen, um diese Entscheidung treffen zu können. Die Forscher wollen nun untersuchen, ob sich Insekten mit anderen Fressgewohnheiten genauso viele Düfte merken können.