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Duftendes im Speicher

Erde|Umwelt

Duftendes im Speicher
Grillen können sich mindestens 14 verschiedene Gerüche gleichzeitig merken. Das haben japanische Forscher bei Tests mit Mittelmeerfeldgrillen gezeigt, denen sie beibrachten, sieben Duftpaare voneinander zu unterscheiden. Noch zwei Tage später erinnerten sich die Insekten, welcher der beiden Gerüche in jedem Paar mit einer Belohnung verbunden gewesen war und welcher eine Bestrafung nach sich zog. Die unerwartete hohe Speicherkapazität für Düfte kommt den Grillen wahrscheinlich bei der Nahrungssuche zugute, glauben die Forscher.

Für ihre Studie ließen die Wissenschaftler ihre Testgrillen vier Tage lang Durst leiden und setzten sie dann für das Dufttraining in individuelle Gefäße. In jeder Lerneinheit ließen sie die Insekten an einem mit einem Duftstoff getränkten Filterpapier schnuppern und verabreichten ihnen zwei Sekunden später einen Tropfen Flüssigkeit ? entweder wohltuendes klares Wasser oder weniger angenehme konzentrierte Salzlösung. Die insgesamt 14 Geruchsstoffe, die alle in der Natur vorkommen, wurden dabei immer in Paaren präsentiert, von denen jeweils ein Duft mit der positiven und einer mit der negativen Erfahrung gekoppelt war.

Einen Tag später testeten die beiden Biologen, ob die Grillen eine Vorliebe für bestimmte Düfte entwickelt hatten ? mit durchschlagendem Erfolg: Alle Testinsekten hielten sich sehr viel länger in der Nähe der Gerüche auf, die zuvor mit der Belohnung verbunden gewesen waren. Das gleiche Bild fanden die Wissenschaftler auch am folgenden Tag. Ein weiteres Experiment zeigte, dass es sich tatsächlich um erlerntes Verhalten und nicht um eine allgemeine Vorliebe der Tiere für einen bestimmten Geruch handelte: Wurde nämlich in einer neuen Gruppe von Grillen der Duft mit einer Belohnung verknüpft, der zuvor die unangenehme Erfahrung nach sich gezogen hatte, flogen die Insekten am nächsten Tag auf diesen Geruch und mieden den, der in der anderen Gruppe bevorzugt worden war.

Zwar war ein ähnlicher Effekt schon bei Ratten gefunden worden, die sich 30 Duftpaare problemlos merken können, bei Insekten war eine derartig große Speicherkapazität für Gerüche bislang jedoch nicht bekannt, schreiben die Forscher. Sie vermuten, dass den Grillen ihr großer Duftspeicher besonders dann zugute kommt, wenn sie im Dunkeln potenzielle Nahrungsmittel auf Essbarkeit hin untersuchen. Da sie Gemüse und Früchte genauso fressen wie abgefallene Blätter und die Kadaver kleiner Tiere, müssen sie jeden neuen Geruch mit einer ganzen Reihe Referenzdüfte vergleichen, um diese Entscheidung treffen zu können. Die Forscher wollen nun untersuchen, ob sich Insekten mit anderen Fressgewohnheiten genauso viele Düfte merken können.

Yukihisa Matsumoto, Makoto Mizunami (Tohoku-Universität, Sendai): Biology Letters, Online-Vorabveröffentlichung, DOI: 10.1098/rsbl.2006.0540 ddp/wissenschaft.de ? Ilka Lehnen-Beyel
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