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Dunkel war's, das Meer schien helle

Erde|Umwelt

Dunkel war's, das Meer schien helle
Wissenschaftler haben erstmals ein mysteriöses Meeresleuchten auf Satellitenbildern identifiziert. Bei diesem nächtlichen Phänomen verwandelt sich die See von Horizont zu Horizont in ein milchig-weißes Feld ? eine Erscheinung, von der Seeleute seit dem 17. Jahrhundert wiederholt berichtet haben. Anders als das häufig zu beobachtende grünliche Leuchten von Algen, die durch Bewegungen des Wassers zum Leuchten angeregt werden, verwandelt dieses Meeresleuchten die See von Horizont zu Horizont in ein milchig-weißes Feld.

„Es schien, als segelte das Schiff durch ein Schneefeld oder glitte über Wolken“, so steht es im Logbuch der SS Lima, die am 25. Januar 1995 den Indischen Ozean durchquerte. Zeugenberichte wie dieser wurden früher gern als Seemannsgarn abgestempelt, doch Steven Miller und seine Kollegen konnten nun diese Beobachtung durch die Auswertung zeitgleicher Satellitenaufnahmen bestätigen: Eine Fläche von mehr als 15.000 Quadratkilometern ? das entspricht ungefähr der Größe Sachsens ? leuchtete drei Nächte hindurch milchigtrüb, ergaben die Aufnahmen. Während dieser Zeit dehnte sich das Leuchten aus und bewegte sich mit den Meeresströmungen fort.

Die Frage nach den Ursachen des nächtlichen Meeresleuchtens gibt den Forschern allerdings nach wie vor Rätsel auf. Aufgrund der ebenmäßigen Ausdehnung des Phänomens vermuten die Wissenschaftler, dass mikroskopisch kleine Organismen für das mysteriöse Glimmen verantwortlich sind. Solche glimmenden Bakterien brauchen zum Leuchten hohe Konzentrationen einer chemischen Substanz, die sie selbst herstellen: Nur wenn sie in dichten Kolonien leben, können sie die nötige Konzentration aufbauen. Nach Forschermeinung kann das milchige Meeresleuchten deshalb nur entstehen, wenn die Bakterien sich anhäufen, anstatt frei im Wasser zu schweben. Die Bedingungen für eine solche Anreicherung von Bakterien sind zum Beispiel in einer Algenblüte gegeben, berechneten die Wissenschaftler. Wie die Analyse eines Strömungsmodells zeigte, befand sich das Meeresleuchten auf den Satellitenbildern in der Nähe eines kalten Wirbels. Solche Wirbel sind dafür bekannt, das Algenwachstum anzukurbeln.

Satellitenaufnahmen geben zwar die Herkunft des rätselhaften Glimmens nicht preis, doch eröffnet die Satellitentechnik neue Möglichkeiten für die weitere Erforschung des Phänomens. Aufnahmen aus dem All, die bei Tageslicht gemacht werden, geben Einblick in die Physiologie der Algen an der Meeresoberfläche. Die Forscher hoffen, durch die Auswertung solcher Satellitenbilder zukünftiges Meeresleuchten vorhersagen zu können. Sie könnten dann Forschungsschiffe in die betreffenden Regionen entsenden, um Wasserproben zu entnehmen und das Geheimnis um die Entstehung des Meeresleuchtens endgültig zu lüften.

Steven Miller ( Naval Research Laboratory, Monterey) et al.: PNAS, Band 102, Nr. 40, S. 14181 ddp/wissenschaft.de ? Christina Schallenberg
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