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ein Findiger Forscher

Astronomie|Physik Erde|Umwelt

ein Findiger Forscher
Mit Raffinesse jagt Thomas Grau den Steinen nach, die vom Himmel fallen. Wieder war er erfolgreich.

EINE GLEISSENDE LICHTERSCHEINUNG sorgte am Abend des 17. Januar in Nordeuropa für Aufregung. Zahlreiche Beobachter meldeten sich bei der Polizei und diversen Radiosendern. Für einige Sekunden hatte ein Feuerstreif den Nachthimmel über Dänemark und Norddeutschland erhellt. In Schweden dokumentierte eine Überwachungskamera das Spektakel. Zwei Monate später spürte ein glücklicher Finder ein Fragment des Meteoriten auf der dänischen Insel Lolland auf. Der eiförmige schwarze Stein ist etwa so groß wie ein Tischtennisball. Er steckte in einem Erdloch in einer kurz geschorenen Wiese.

Der spektakuläre Fund vom März war das Ergebnis systematischer Suche. Er geht auf das Konto des deutschen Meteoritenjägers Thomas Grau, der bereits 2002 das erste Stück des „ Neuschwanstein-Meteoriten” in den Alpen geborgen hatte (bild der wissenschaft 1/2004, „Der Neu-Schwanstein”). Grau ist auf frisch gefallene Himmelssteine spezialisiert. Mittlerweile hat er seine Jagdmethode noch erheblich verfeinert, denn seinen neuesten Meteoriten fand er ohne die Hilfe des „Europäischen Feuerkugelnetzes”. Die automatischen Kameras dieses Aufzeichnungsprojekts hatten ihn auf die Spur des Neuschwanstein-Meteoriten geführt. Diesmal war jedoch der Himmel bewölkt – die Ortung der Einschlagsstelle durch Fotoauswertungen fiel also aus.

Zunächst machte Grau Telefoninterviews in Norddeutschland. Dann befragte er Zeugen vor Ort in Dänemark, unterstützt durch einen Übersetzer. „Insgesamt habe ich nur drei Personen gefunden, die das Ereignis unter freiem Himmel gesehen hatten”, sagt der 36-Jährige. Wichtig waren deshalb auch die Berichte von „ Ohrenzeugen”, denn die Feuerkugel zog lautstark ihre Bahn. „Über den Inseln Lolland und Falster war der lauteste Knall zu hören”, so Grau. Die Wahrnehmungen der Zeugen variierten: Von „ Donnergrollen” und „Gewehrschüssen” war die Rede. Grau, der die verschiedenen Phasen eines Meteoritenfalls genau kennt, zog daraus seine Schlüsse: „Das ist ähnlich wie bei einem Düsenjäger. Sobald der Meteorit die Schallgeschwindigkeit unterschreitet, gibt es einen Überschallknall.” Genaueres zu seiner Methode offenbart Grau freilich nicht – Berufsgeheimnis. Nachdem er durch die Berichte mögliche Einschlagsgebiete identifiziert hatte, begann er die Suche. „In den ersten Tagen muss man sich vor Ort auf die herumliegenden Steine einstellen, viele müssen aufgehoben und geprüft werden. In den folgenden Tagen werden es weniger – man kennt langsam seine Pappenheimer”, erzählt der Meteoritenjäger. Die Schmelzkruste, die beim feurigen Sturz durch die Lufthülle entsteht, und die äußere Gestalt verraten einen Meteoriten. Nach sechs Tagen mühsamer Suche im feuchten Gelände war Grau am Ziel: Er stieß auf das 30 Gramm schwere Fragment. Es ist schwach magnetisch. Im geheizten Pensionszimmer sonderte es zeitweise einen „industriell chemischen Geruch” ab. Nun dürften andere Meteoritensucher ebenfalls ihr Glück auf Lolland versuchen. Aber auch sie müssten ihre Funde abgeben, wie Grau es getan hat, denn das ist in Dänemark gesetzlich so geregelt. Als Belohnung winkt immerhin ein Finderlohn. ■

von Thorsten Dambeck

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