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Ein Nachweis für das „gebrochene Herz“

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Ein Nachweis für das „gebrochene Herz“
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Credit: Thinkstock
Die Bezeichnung „Gebrochenes Herz“ beschreibt den psychischen Zustand eines Menschen nach einem emotionalen Schicksalsschlag. Doch es gibt auch ein medizinisches Phänomen, das diesen Namen trägt: das „Gebrochene-Herz-Syndrom“. Es handelt sich um eine lebensbedrohliche Funktionsstörung des Herzmuskels, die nach einer starken emotionalen Belastung auftreten kann. Für Notärzte ist es schwierig, diesen Zustand von einem Herzinfarkt zu unterscheiden und somit die passende Behandlung einzuleiten. Deutsche Forscher haben nun herausgefunden, dass das Gebrochene-Herz-Syndrom anhand von bestimmten Molekülen im Blut der Patienten erkannt werden kann.

Rund 2,5 Prozent der Menschen, die mit Herzinfarkt-Verdacht ins Krankenhaus kommen, leiden am Gebrochenen-Herz-Syndrom. Der Unterschied zwischen den beiden lebensbedrohlichen Erkrankungen ist schwer festzustellen, denn die Patienten haben die gleichen Symptome: Brustschmerz, Luftnot und sogar das EKG und bestimmte Biomarker liefern ähnliche Ergebnisse. Eine verlässliche Diagnose kann deshalb nur mittels Herzkatheteruntersuchung erfolgen. Denn im Gegensatz zum Herzinfarkt sind die Herzkranzgefäße beim Gebrochenen-Herz-Syndrom nicht verstopft.

 

Die Symptome beruhen stattdessen auf krampfartigen Verengungen mehrerer Herzkranzgefäße. Vermutlich wird dies durch Stresshormone ausgelöst, die bei außerordentlichen emotionalen Belastungen ausgeschüttet werden – beispielsweise durch den Tod einer nahestehenden Person, Mobbing am Arbeitsplatz oder unerwarteten finanziellen Sorgen. Dieses auch als Stress-Kardiomyopathie bezeichnete Syndrom tritt zu 90 Prozent bei älteren Frauen auf – wohingegen ein Herzinfarkt zu 70 Prozent ältere Männer betrifft. In den ersten Stunden sind beide Zustände ähnlich gefährlich: Vier bis fünf Prozent der Patienten sterben. Der Unterschied zeigt sich jedoch nach der akuten Phase: Beim „Syndrom des gebrochenen Herzens“ erholt sich der Herzmuskel meist wieder vollständig. Beim Herzinfarkt entstehen jedoch Narben, die dauerhaft bleiben und die Pumpfunktion beeinträchtigen können.

 

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Mikro-RNAs zeigen „Gebrochene Herzen“ auf

 

Die Forscher um Thomas Thum von der Medizinischen Hochschule Hannover haben nun herausgefunden, dass das Gebrochene-Herz-Syndrom anhand von bestimmten mikro-RNAs im Blut der Patienten erkannt werden kann. Seit einigen Jahren ist bekannt, dass diese kleinen RNA-Schnipsel neben den klassischen Genen die Lebensprozesse fundamental prägen. Sie bestehen aus durchschnittlich 22 genetischen Bausteinen, dienen aber anders als ihre Verwandten, die RNAs, nicht zur Herstellung von Proteinen. Sie beeinflussen aber dennoch indirekt die Produktion von Eiweißen und spielen damit eine zentrale Rolle in dem komplexen Geschehen der Genregulation im Körper. Studien haben bereits gezeigt, dass sich bestimmte Erkrankungen in einem ungewöhnlichen Muster von mikro-RNAs widerspiegeln.

 

„ Ein bestimmtes Muster aus vier mikro-RNAs im Blut der Patienten unterscheidet Stress-Kardiomyopathie von einem Herzinfarkt“, fasst Thum die aktuellen Ergebnisse zusammen. Daraus wollen die Wissenschaftler nun ein praktikables Diagnoseverfahren entwickeln. „Weitere Studien mit mehr Patienten müssen die Ergebnisse nun bestätigen und der Nachweis der mikro-RNAs muss schneller werden“, so Thum. Die Forscher erwarten, dass ein entsprechendes Verfahren in ein paar Jahren in Kliniken verfügbar sein wird.

 

Originalarbeit der Forscher:

© wissenschaft.de – Martin Vieweg
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