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Ein Zoo in der Nase

Erde|Umwelt Gesundheit|Medizin

Ein Zoo in der Nase
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Die Virenvielfalt bei Schnupfen ist größer als bislang angenommen.
Während einer Erkältung besiedeln sehr viel mehr unterschiedliche Virustypen die Atemwege als bisher angenommen: Amerikanische Forscher haben auf der Nasenschleimhaut von Freiwilligen neben über dreißig bekannten Erregern fünf vollkommen neue Schnupfenviren und zwei bislang unverdächtige Coronaviren identifiziert. Zwei andere Virentypen, die bisher als häufige Verursacher von Erkältungen galten, waren im Gegensatz dazu praktisch nicht präsent. Wichtig sind diese Ergebnisse vor allem für Asthmatiker, weil Virusinfektionen häufig die Symptome der Krankheit verschlimmern, erklären die Wissenschaftler. Die Studie soll nun helfen, aufzuklären, welche Viren dabei besonders problematisch sind.

Untersucht wurden für die neue Studie die Nasensekrete von 53 Asthmatikern und 30 Kontrollprobanden, die unter den ersten Symptomen einer Erkältung litten. Um die Virustypen in den Proben zu charakterisieren, verwendeten die Forscher um Amy Kistler einen neuartigen Biochip, auf dem Erbgutfragmente aller bekannten Viren angebracht sind. Kommt eines dieser fixierten Bruchstücke mit seinem Gegenpart in Kontakt, dockt es daran an und verursacht ein typisches Signal. Aufgrund der speziellen Auswahl der Fragmente kann so nicht nur die Anwesenheit bekannter Virustypen festgestellt werden, sondern auch die Präsenz bisher unbekannter Verwandter der Erreger.

Mit Hilfe dieses Chips identifizierten die Wissenschaftler 29 bekannte und 5 neue Unterarten der humanen Rhinoviren, auch Schnupfenviren genannt. Die neuen Virustypen ließen sich nicht im Labor kultivieren und seien wohl deswegen bisher nicht entdeckt worden, kommentieren Kistler und ihr Team. Zudem stießen die Forscher auf zwei erst kürzlich beschriebene Viren aus der Familie der Coronaviren, einer Gruppe von Erregern, zu der auch das SARS-Virus gehört. Dieses Ergebnis sei unerwartet gewesen, schreiben die Mediziner, denn bislang galten zwei andere Coronaviren als Hauptvertreter der Gruppe bei Atemwegsinfektionen. Von diesen sei jedoch einer gar nicht und der andere nur bei einem einzigen Probanden entdeckt worden.

Der Vergleich zwischen den beiden Teilnehmergruppen ? Asthmatiker und Kontrollprobanden ? zeigte, dass einer der neueren Coronaviren hauptsächlich bei den Asthmatikern auftrat und dass diese Fälle fast immer mit einer Zunahme der Symptome einhergingen. Demnach scheinen manche Virustypen einen negativen Einfluss auf die Krankheit zu haben und manche eher nicht, schließen die Forscher ? eine Vermutung, die auch erklären würde, warum nicht jede Erkältung das Asthma verschlimmert. Dieser Zusammenhang soll nun in weiteren Analysen bei mehr Probanden genauer untersucht werden.

Amy Kistler (Universität von Kalifornien, San Francisco) et al.: Journal of Infectious Diseases, Bd. 196, S. 817 ddp/wissenschaft.de ? Ilka Lehnen-Beyel
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