Anzeige
1 Monat GRATIS testen, danach für nur 9,90€/Monat!
Startseite »

Eine bittere Erkenntnis

Erde|Umwelt

Eine bittere Erkenntnis
Ein italienisch-deutsches Forscherteam hat entdeckt, wie die Zunge die bitterste Substanz der Welt wahrnimmt: Der Stoff namens Amarogentin, der aus Enzian gewonnen wird, dockt gleich an vier spezielle Antennenmoleküle an, die seine Anwesenheit dann ans Gehirn melden. Dieses System ermöglicht es, Amarogentin noch in einer Verdünnung von eins zu 58 Millionen zu schmecken ? eine Konzentration, die entsteht, wenn man ein Schnapsglas des Bitterstoffs mit der Wassermenge von 5.800 Badewannen verdünnt.

Bitteres schmecken zu können, war in der Frühzeit des Menschen eine wichtige Überlebensstrategie ? schließlich sind die meisten giftigen oder ungenießbaren Substanzen bitter. Zunge, Gaumen, Rachen und Kehlkopf sind daher mit molekularen Sensoren, den sogenannten Bitterrezeptoren ausgestattet, die wie Antennen auf der Spitze von Geschmackszellen sitzen und an die bittere Stoffe andocken können. Sobald eine solche Bindung entsteht, meldet die Sinneszelle den Kontakt ans Gehirn, und ein bitterer Geschmackseindruck entsteht. Der Mensch besitzt 25 Gene mit Bauplänen für solche Rezeptoren, wissen Forscher bereits seit einigen Jahren.

Trotzdem sind die genauen molekularen Vorgänge beim Bitterschmecken immer noch nicht genau bekannt. So konnten beispielsweise noch nicht für jeden Bitterstoff der oder die passenden Rezeptoren gefunden werden. Umgekehrt gibt es immer noch etwa 10 Antennenvarianten, die Forscher als „verwaist“ bezeichnen ? von ihnen ist nicht bekannt, auf welche Bitterstoffe sie reagieren. Das Team um Maik Behrens und Wolfgang Meyerhof vom Deutschen Institut für Ernährungsforschung konnte nun zumindest einem der verwaisten Rezeptoren einen passenden Bitterstoff zuordnen: Ebenso wie drei andere Bittersensoren wird der Rezeptor namens TAS2R50 von Amarogentin und sogar noch einem zweiten Bitterstoff, das aus dem Akanthusgewächs Kalmegh stammende Andrographolid, aktiviert.

Die Forscher erhoffen sich von ihrer Entdeckung neue Erkenntnisse dazu, wie der Geschmackssinn genau funktioniert. Damit könnte besser verstanden werden, wie bestimmte Nahrungsvorlieben entstehen. Außerdem sollen die Ergebnisse in Zukunft helfen, Bitterblocker zu entwickeln, die beispielsweise den bitteren Geschmack von bestimmten Arzneistoffen kaschieren und damit die Einnahme der Medikamente angenehmer machen.

Mitteilung des Deutschen Instituts für Ernährungsforschung, Potsdam-Rehbrücke. ddp/wissenschaft.de – Ilka Lehnen-Beyel
Anzeige
Anzeige

Wissenschaftsjournalist Tim Schröder im Gespräch mit Forscherinnen und Forschern zu Fragen, die uns bewegen:

  • Wie kann die Wissenschaft helfen, die Herausforderungen unserer Zeit zu meistern?
  • Was werden die nächsten großen Innovationen?
  • Was gibt es auf der Erde und im Universum noch zu entdecken?

Hören Sie hier die aktuelle Episode:

Aktueller Buchtipp

Sonderpublikation in Zusammenarbeit  mit der Baden-Württemberg Stiftung
Jetzt ist morgen
Wie Forscher aus dem Südwesten die digitale Zukunft gestalten

Wissenschaftslexikon

Ap|pel|lant  〈m. 16〉 1 jmd., der an etwas appelliert, an jmdn. einen Appell richtet 2 〈Rechtsw.; veraltet〉 = Berufungskläger … mehr

re|mi|xen  〈[ri–] V. t.; hat; Mus.〉 alte Musikstücke neu gestalten u. einspielen [<engl. remix … mehr

Ma|ni|hot  〈m. 1; unz.; Bot.〉 Angehöriger einer Gattung südamerikan. Wolfsmilchgewächse, deren Wurzeln Mandioka liefern

» im Lexikon stöbern
Anzeige
Anzeige
Anzeige