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Eingebauter Keuschheitsgürtel

Erde|Umwelt

Eingebauter Keuschheitsgürtel
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Ob es mit der Fortpflanzung klappt, entscheidet das Weibchen.
Entenweibchen verfügen über einen eingebauten Keuschheitsgürtel: Sie schützen sich vor der Belästigung durch unliebsame Männchen, indem sie ihre Vagina derart verkrampfen, dass die Erpel nicht eindringen können. Das haben US-Forscher herausgefunden, indem sie die Verformbarkeit des Penis mit Hilfe von unterschiedlich geformten Glasröhren testeten: Obwohl die Erpel ihren Penis blitzartig ausstülpen können, ist dieser nicht flexibel genug, um sich problemlos der Vagina anpassen zu können. Also muss des Rätsels Lösung bei der Ente liegen, folgern die Wissenschaftler: Sie gehen davon aus, dass das Weibchen seine Muskulatur erst dann entspannt, wenn es seinen Wunschpartner gefunden hat.

Die meisten männlichen Vögel besitzen keinen Penis, sondern drücken bei der Paarung ihre so genannte Kloake gegen die des Weibchens. Diese Körperöffnungen dienen sowohl zum Ausscheiden von Kot und Urin als auch zur Begattung. Entenmännchen verfügen jedoch zusätzlich über einen nach innen gestülpten Penis, der bei der Paarung blitzschnell ausgefahren wird. Trotz dieser großen Geschwindigkeit kommt das Genital in der Paarungszeit nicht so häufig zum Einsatz, wie die Männchen es sich wünschen würden. Die Balz geht häufig mit Kämpfen und sexuellen Belästigungen einher, vor denen sich die Weibchen auf ungewöhnliche Weise schützen: Sie ziehen ihre Vagina zusammen, wodurch diese eine im Uhrzeigersinn gewundene Form annimmt, ähnlich einem Korkenzieher oder einem ausgewrungenen Handtuch. Der Penis der Erpel ist aber genau entgegen dieser Richtung gedreht.

Die Forscher stellten sich nun die Frage, wie es trotz dieser unterschiedlichen Anatomien zur Begattung kommen kann. Sie stellten zwei Hypothesen auf: Entweder ist der Erpelpenis besonders anpassungsfähig, oder die Weibchen verändern die Form ihrer Vagina. Um das zu überprüfen, erlaubten sie den Versuchserpeln zunächst, eine Ente zu besteigen. Sobald die Kloake des Erpels als Zeichen der Kopulationsbereitschaft anschwoll, hielten die Wissenschaftler unterschiedlich geformte Glasröhren vor die Kloake des Weibchens. Die verschiedene Röhren waren dabei mögliche Formen der Vagina nachempfunden: Eines war zylindrisch, eines im und ein anderes gegen den Uhrzeigersinn gedreht.

Mit Hilfe einer Hochgeschwindigkeitskamera filmten die Wissenschaftler die “Paarung”. So konnten sie beobachten, wie die Erpel ihren 20 Zentimeter langen Penis innerhalb von nur 0,36 Sekunden ausstülpten. Zur vollen Länge konnte sich er sich jedoch nur in dem geraden Röhrchen entfalten sowie in dem Exemplar dessen Windungen denen des Penis entsprachen. Die Folgerung der Forscher: Wenn der Penis sich nicht der Vagina anpassen kann, muss sich diese dem Penis anpassen. Dementsprechend gehen die Wissenschaftler davon aus, dass die weiblichen Enten ihre Vaginamuskeln nur dann entspannen und damit das Eindringen des Penis ermöglichen, wenn sie mit dem Erpel einverstanden sind. Für diese Theorie spricht auch die Tatsache, dass das Eierlegen bei verkrampfter Muskulatur nicht möglich wäre.

Patricia Brennan (Yale Universität in New Haven) et al.: Proceedings of the Royal Society B, doi: 10.1098/rspb.2009.2139 ddp/wissenschaft.de ? Jessica von Ahn
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