US-Wissenschaftler haben einen Wirkmechanismus gefunden, der die Wundheilung bei Diabetikern extrem beschleunigen könnte: Die Substanz Deferoxamin ließ in Tests an Mäusen mit Diabetes Wunden in 13 Tagen heilen, während die Wundheilung bei unbehandelten Mäusen 23 Tage dauerte. Falls der für die Behandlung von Eisenvergiftungen und Eisenüberschuss im Körper bereits zugelassene Wirkstoff auch beim Menschen eine ähnliche Wirkung zeigt, hätten Ärzte ein wirkungsvolles Mittel für die Behandlung von Diabetikern in der Hand, die häufig unter schlecht heilenden Wunden leiden, berichten die Forscher von der Universität in Stanford.
Nässende und kaum verheilende Wunden, offene Stellen und Entzündungen gehören für viele Diabetiker zu den unangenehmsten Begleitsymptomen ihrer Krankheit. Im Extremfall müssen sogar einzelne Körperteile amputiert werden. Auf der Suche nach den Gründen für diese schlechte Wundheilung ließen die Forscher jetzt Gewebezellen im Labor wachsen und untersuchten die Auswirkungen überhöhter Glukosewerte, wie sie bei Diabetikern auftauchen. Die hohen Konzentrationen führen nach einer ganzen Kaskade von Reaktionen letztlich dazu, dass die Zellen weniger von einem bestimmten Wachstumsfaktor produzieren, der für die Bildung von neuem Gewebe und damit für die Wundheilung nötig ist, fanden die Forscher heraus.
Eine Möglichkeit, diese Kaskade zu unterbrechen, fanden Gurtner und seine Kollegen im Wirkstoff Deferoxamin. Diese Substanz hat die Eigenschaft, große Mengen Eisen an sich zu binden und sie so für die Zelle unzugänglich zu machen. In den Zellkulturen führte dies dazu, dass die Zellen wieder mehr von dem Wachstumsfaktor produzierten, was die Forscher dazu animierte, den Wirkstoff auch in Tests an Mäusen zu erproben. Dabei fügten sie den Tieren, die an Diabetes litten, kleine Wunden zu und beobachteten die Heilung. Die mit Deferoxamin behandelten Tiere erholten sich um durchschnittlich zehn Tage schneller als die unbehandelten Nager.
Im nächsten Schritt wollen die Wissenschaftler den Wirkstoff nun an menschlichen Wunden erproben. Dazu entwickeln sie derzeit ein spezielles Pflaster, das direkt auf die Wunde aufgebracht wird und die Substanz nach und nach abgibt. Damit könne die Konzentration des Wirkstoffs in der Wunde hoch und die möglichen Nebenwirkungen gering gehalten werden, erklärt Gurtner.
Geoffrey Gurtner (Stanford University) et al.: PNAS (doi: 10.1073/pas.0906670106). ddp/wissenschaft.de ? Ulrich Dewald