Das Forscherteam kam den Stammzellen durch einen Trick auf die Spur: Sie markierten sie mit einem Fluoreszenzfarbstoff, der nur an spezielle Oberflächenbestandteile dieses Zelltyps bindet. Auf diese Weise konnten sie die Stammzellen aus dem Eierstockgewebe isolieren und gezielt gentechnisch verändern: Sie schleusten ein Fluoreszenz-Gen in das Erbgut ein, das Tochterzellen dieser Stammzellen eindeutig identifizierbar macht. Anschließend pflanzten sie die so markierten Stammzellen wieder in Eierstockgewebe ein. Hier bildeten sie nun tatsächlich Eizellen, deren grünes Leuchten belegte, dass sie aus den Stammzellen hervorgegangen waren und nicht bereits zuvor schon im Gewebe vorgelegen hatten.
Hoffnung auf bessere Verfahren der künstlichen Befruchtung
Ob sich die entstandenen Eizellen auch tatsächlich befruchten lassen und sich zu gesunden Embryonen weiterentwickeln können, bleibt bisher noch offen. Bei dem entsprechenden Verfahren mit Mäuse-Stammzellen funktioniert das aber bereits, konnten die Wissenschaftler zeigen: Die Fluoreszenzmarkierung machte deutlich, dass sich die Mäuseembryonen aus den Eizellen entwickelt hatten, welche zuvor aus Stammzellen entstanden waren. Jonathan Tilly und seine Kollegen gehen deshalb davon aus, dass dies auch beim Menschen möglich ist, denn aus der Sicht der Zellbiologie unterscheiden sich die Eigenschaften menschlicher und tierischer Stammzellen kaum.
Den Forschern zufolge könnten von den Ergebnissen vor allem Verfahren der sogenannten In-vitro-Fertilisation profitieren, die einen Kinderwunsch unter schwierigen Bedingungen ermöglicht. Bislang werden Frauen dafür Eizellen entnommen und eingefroren, um sie später im Labor mit Spermien zu befruchten. Die daraus entstanden Embryonen werden der Frau dann in die Gebärmutter eingesetzt. Das Einfrieren und Wiederauftauen im Rahmen dieses Verfahrens vertragen Eizellen deutlich schlechter als Stammzellen, sagen die Forscher. Frauen könnten sich also die robusteren eizellenbildenden Stammzellen entnehmen lassen und für später hinterlegen, ähnlich wie es bei einer Samenbank mit menschlichem Sperma üblich ist.