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Emotion vs. Reaktion

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Emotion vs. Reaktion
Männer sind bei drohender Gefahr schneller handlungsbereit als Frauen. Das haben Andrzej Urbanik von der Universität Krakau und sein Team herausgefunden. Die polnischen Wissenschaftler zeigten 40 Versuchspersonen negativ oder positiv besetzte Bilder und zeichneten währenddessen ihre Hirnaktivitäten auf. Dabei stellten sie fest, dass Männer und Frauen bei der Verarbeitung der Sinneseindrücke offensichtlich unterschiedliche Prioritäten setzen: Bei Frauen wurden beim Anblick bedrohlicher Bilder vor allem Hirnregionen aktiv, die für die Verarbeitung von Emotionen zuständig sind. Bei Männern regten dieselben Bilder hingegen Hirnareale an, die eng mit dem vegetativen Nervensystem verbunden sind und den Körper somit in gesteigerte Alarmbereitschaft versetzen. „Das könnte ein Hinweis darauf sein, dass Männer in gefährlichen Situationen eher zum Handeln neigen als Frauen“, erklärt Urbanik.

Für ihre Versuche benutzen die Wissenschaftler Bilder des sogenannten „International Affective Picture Systems“, einer standardisierten Bilddatenbank, die zum Einsatz kommt, wenn es um die Erforschung von Emotionen geht. Die Motive zeigen emotional besetzte Situationen, wie beispielsweise Familie, Krankheit oder Abenteuer. Während die 40 Männer und Frauen die Bilder betrachteten, beobachteten die Forscher mit Hilfe eines funktionellen Magnetresonanztomographen (fMRT), in welchen Hirnarealen die größte Aktivität zu verzeichnen war.

Im ersten Versuch bekamen die Probanden Motive gezeigt, mit denen negative Emotionen assoziiert werden. Wie die Auswertung der fMRT-Aufzeichnungen ergab, wurde im Gehirn der Frauen währenddessen vor allem der linke Thalamus angesprochen, also eine Region, die für die Verarbeitung von Emotionen sowie für das Schmerz- und Lustempfinden zuständig ist. Bei den Männern aktivierten die Bilder hingegen den linken Bereich der sogenannten Inselrinde. Dieses Hirnareal überwacht den physiologischen Zustand des Körpers, erzeugt subjektive Gefühle und ist an Entscheidungsfindungen
beteiligt: Angesichts der Gefahr signalisierenden Motive reagierten die Männer unter anderem mit gesteigertem Blutdruck und einer erhöhten Atemfrequenz, was auf eine erhöhte Handlungsbereitschaft schließen ließe, erklären die Forscher.

Auch beim Betrachten von positiv belegten Bildern zeigten sich Unterschiede zwischen den Geschlechtern: Im Gehirn der Frauen wurden hauptsächlich die Hirnareale angeregt, die mit Sprachverständnis und Erinnerungsvermögen im Zusammenhang stehen. Frauen analysieren positive Sinneseindrücke demnach eher, indem sie diese in einen sozialen Kontext stellen und sie mit ähnlichen Erlebnissen vergleichen, vermuten Urbanik und sein Team. Bei Männern wurden hingegen die Parietallappen aktiviert, welche für die Verarbeitung von Seheindrücken zuständig sind: Sie konzentrieren sich im Vergleich zu den Frauen also mehr auf das eigentliche Bild.

Andrzej Urbanik (Universität Krakau) et al.: Jahrestreffen der Radiological Society of North America ddp/wissenschaft.de ? Jessica von Ahn
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