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Erfolgreicher Kampf gegen den Kalikokrebs

Erde|Umwelt

Erfolgreicher Kampf gegen den Kalikokrebs
Kalikokrebs
Kalikokrebs mit erhobenen Scheren. (Bild: Karsten Grabow/ Pädagogische Hochschule Karlsruhe)

Hoffnung machendes Beispiel: Am Oberrhein ist es Biologen erstmals gelungen, eine invasive Tierart aus einem Gewässer zurückzudrängen. Nachdem der eingeschleppte Kalikokrebs zu einer Bedrohung für heimische Flusskrebse, Frösche sowie Libellen und andere Insekten wurde, hatte eine Bekämpfung nun Erfolg. Barrieren und Habitatveränderungen halten den invasiven Krebs fern und haben zur Erholung des Ökosystems beigetragen.

Ursprünglich stammt der Kalikokrebs (Faxonius immunis) aus Nordamerika – wie einige inzwischen nach Europa eingeschleppte Flusskrebsarten. Vermutlich durch das Aussetzen aus Aquarien hat sich dieser Krebs seit 1934 am Oberrhein ausgebreitet. Weil ein Weibchen bis zu 495 Eier legen kann, pflanzen sich diese Krebse rapide fort und können dann Massenbestände entwickeln, in denen 45 Tiere pro Quadratmeter Wasserfläche vorkommen. Entsprechend groß ist der Druck auf die Bestände ihrer Beutetiere: Vor allem für gefährdete Amphibien und Libellenarten gilt der Kalikokrebs als akute Bedrohung.

Keine Kalikokrebse mehr

Das Problem: Diese Krebse sind nur schwer aufzuhalten. Denn um neue Gewässer zu besiedeln, gehen die Tiere auch über Land. Im Frühjahr können so Eier tragende Weibchen selbst isolierte Kleingewässer erreichen und dort eine neue Population aufbauen. Dadurch sind im Oberrheingebiet inzwischen auch Altarme des Rheins, Baggerseen und Kanäle von den Kalikokrebsen besiedelt. Um dagegen anzugehen, haben Biologen um Andreas Stephan von der Pädagogischen Hochschule Karlsruhe in einem Forschungsprojekt Methoden getestet, um den invasiven Krebs aus Gewässern zu entfernen und fernzuhalten.

Erstes Testgebiet war der „Dreizack“, ein Gewässer in der Nähe von Rheinstetten in Baden-Württemberg. „Für mich schien die Situation nahezu aussichtslos“, sagt Martin Reuter, Umweltbeauftragter der Stadt Rheinstetten. Denn der Krebs hatte sich in dem Gewässer bereits stark ausgebreitet. Doch den Biologen gelang es, das Gewässer erstmals vollständig vom Kalikokrebs zu befreien und erfolgreich zu sanieren – es ist der erste Erfolg dieser Art gegen den Kalikokrebs. „Im Dreizack gibt es jetzt eindeutig keine Kalikokrebse mehr“, berichtet Stephan. „Seit Monaten haben wir in den 25 Fangsteinen, mit denen wir das Monitoring des Gewässers realisieren, keine Kalikokrebse mehr gefangen. Die Art ist dort definitiv nicht mehr vorhanden.“

Erfolg durch Baumstämme und Kiesstreifen

Möglich wurde dieser Erfolg unter anderem durch eine gezielte Umgestaltung des Uferbereichs: Eine Baumstammbarriere um das Gewässer verhindert, dass die über Land wandernden Krebse zum Gewässer gelangen. Zusätzlich sorgt eine breite Kiesschicht am Ufer dafür, dass die Krebse keine schützenden Röhren bauen. Normalerweise können sie in diesen Röhren sogar das Austrocknen eines Gewässers überleben, ohne sie ist ihre Trockentoleranz dagegen stark eingeschränkt. „Wir freuen uns sehr, dass ein erster Erfolg bei der Bekämpfung des invasiven Kalikokrebses durch eine Kombination von Maßnahmen am Dreizack in Rheinstetten verzeichnet werden kann und damit heimische Amphibien und Libellen das Gewässer wieder als Lebensraum nutzen können“, sagt Stephanie Rebsch von der Stiftung Naturschutzfonds Baden-Württemberg.

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Und der Erfolg lässt sich hören und sehen: Inzwischen zeigt die Große Königslibelle wieder ihre Flugkünste und abends erklingt das laute Konzert der Laubfrösche. Denn jetzt gibt es dort keine Kalikokrebse mehr, die Kaulquappen, Laich oder Larven zum Verhängnis werden könnten. „Von Ende April bis Mitte Juni haben wir am Dreizack rund 260 Larvenhäute der Großen Königslibelle gefunden“, freut sich Stephans Kollege Andreas Martens . Mit dem „Dreizack“ konnte zudem das für den Laubfrosch wichtigste Gewässer in Rheinstetten saniert werden. Insgesamt sehen die Forscher in ihren Maßnahmen einen vielversprechenden Ansatz auch für andere vom Kalikokrebs betroffene Kleingewässer.

Quelle: Pädagogische Hochschule Karlsruhe

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