Erst wenn Blut im Stuhl auftaucht, wenden sich viele Betroffene beunruhigt an den Arzt. Bis dahin sitzen sie das Hämorrhoidenleiden meistens einfach aus. Das lange Warten ist jedoch gefährlich, zumal ein Darmkrebs ähnliche Beschwerden verursacht. „Wenn es am Hintern juckt, brennt oder nässt, sollte man immer sofort einen Arzt aufsuchen, um auszuschließen, dass es sich um eine gefährliche Erkrankung handelt“, rät Gerd Kolbert, Koloproktologe vom End- und Dickdarmzentrum Hannover.
Das Hämorrhoidenleiden beeinträchtigt dagegen weniger die Gesundheit als das Wohlbefinden. „Jeder muss selbst entscheiden, ob er mit den Schmerzen oder dem Jucken leben kann“, sagt Alexander Herold vom Enddarmzentrum in Mannheim. „Gefährlich für die Gesundheit sind Hämorrhoiden nicht.“
Im milden Stadium der Erkrankung juckt und schmerzt es den Betroffenen am After. Gelegentlich fühlt sich die Haut gereizt an. „In dieser Phase verschwinden die Beschwerden in der Regel mit einer gesunden Ernährung wieder. Dazu sollte man ausreichend Vollkornprodukte und Hülsenfrüchte essen, eben alles, was Ballaststoffe und Fasern enthält“, empfiehlt Herold. Die vollwertige Kost bringt die Verdauung in Schwung. Reichlich Flüssigkeit und regelmäßige Bewegung tragen ebenso dazu bei. Verstopfungen treten seltener auf. Zu starkes und zu langes Pressen auf der Toilette wird dadurch vermieden, was neben ungesundem Essen eine Hauptursache für die Hämorrhoiden darstellt.
Ist das Hämorrhoidenleiden weiter fortgeschritten, wird der Betroffene alleine mit gesunder Ernährung die Beschwerden nicht mehr gänzlich loswerden. Die Gefäßknoten werden in diesem Stadium beim Stuhlgang herausgedrückt. In solch einem Fall kann ein Chirurg oder ein Koloproktologe die Hämorrhoiden veröden. Dabei wird die Problemzone mit einem Wirkstoff unterspritzt, der das Gewebe zusammenschrumpfen und vernarben lässt. Diese Behandlung erfolgt ambulant und dauert nur wenige Minuten. „Der Patient merkt von dem Eingriff in aller Regel nichts, da die Spritze in den nervenarmen Bereich des Enddarms gesetzt wird. Das ist ein harmloser Eingriff ohne große Nachwirkungen“, betont Herold.
Als Alternative zur Verödung bieten einige Praxen eine Gummiring-Abbindung an. Dabei wird die Blutzufuhr des Hämorrhoiden mit einem Gummiring abgeschnürt. Innerhalb von zwei Wochen stirbt der Gefäßknoten und fällt ab.
Diese beiden sanften Therapieformen versagen bei stark ausgeprägten Hämorrhoiden. Diese geben sich dadurch zu erkennen, dass sich die stark geschwollenen Gefäßknoten nicht mehr von selbst zurückziehen. Die Haut ist zudem gereizt und reißt ein, der After brennt und juckt phasenweise stark. „In diesen Fällen lässt sich das Übel nur mit einer Operation an der Wurzel packen“, ist Herold überzeugt. Ein Chirurg entfernt solche Hämorrhoiden einzeln binnen zwanzig Minuten. Danach muss der Operierte allerdings einige Tage im Krankenhaus bleiben, da starke Schmerzen auftreten können.
Neben diesem Standardverfahren entwickelte der Italiener Antonio Longo 1993 eine eigene Methode, die nach ihm benannt ist. Dabei wird überschüssiges Gewebe im Inneren des Darmausgangs mit einem Spezialgerät entfernt. Danach wird die verbleibende Auskleidung an der Darmwand festgenäht, um neue Ausstülpungen zu verhindern. „Da kein Gewebe weggeschnitten wird, ist die Longo-Methode weniger schmerzhaft“, erläutert Kolbert. Trotzdem muss der Patient auch nach dieser Operationen einige Tage krankgeschrieben werden.
Nach diesen Operationen, die in der Regel von den Krankenkassen bezahlt werden, stehen die Chancen jedoch gut, dass die Beschwerden nicht wiederkehren. Nur bei jedem Fünften treten nach einer Operation erneut Probleme auf. Dagegen ist eine Ernährungsumstellung zwar die sanfteste Therapie, aber 70 bis 80 Prozent klagen früher oder später wieder über die lästigen Gefäßausstülpungen.
Für weit gehend unwirksam hält Herold Salben aller Art. Sie könnten allenfalls die Symptome lindern, die Ausstülpung würde sich jedoch keineswegs zurückbilden: „Viele Patienten kaufen sich in der Apotheke Cremes, bevor sie zum Arzt gehen. Das bringt am allerwenigsten.“