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„Es geht ums nackte Überleben“

Interview mit einem Verkleidungskünstler

„Es geht ums nackte Überleben“
Alaaf! Oh nein, jetzt geht das schon wieder los! Wie? Wir dachten, Sie als Jeck unter den Tieren kommen jetzt so richtig auf Touren … Das ist typisch für euch Menschen. Ihr findet das vermutlich saukomisch, wenn ich andere Tiere nachahme. Dabei geht’s für mich ums nackte Überleben.

Wie? Wir dachten, Sie als Jeck unter den Tieren kommen jetzt so richtig auf Touren

Das ist typisch für euch Menschen. Ihr findet das vermutlich saukomisch, wenn ich andere Tiere nachahme. Dabei geht’s für mich ums nackte Überleben.

Kein Scherz?

Mann, wir sind Weichtiere wie die Schnecken. Aber wir haben weder einen Panzer noch ein Häuschen, das uns schützt. Also mussten wir uns was anderes einfallen lassen, um unsere Feinde abzuschrecken. Da sind Vorfahren vor Urzeiten auf den Trick mit der Tarnung gekommen.

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Aber andere Tintenfische können keine Rochen oder Seeschlangen nachahmen. Und einen Feuerfisch können Sie auch, oder? Nicht gerade unauffällige Verkleidungen.

Wenn schon, denn schon: Wer will sich schließlich mit einer Seeschlange anlegen, deren Gift zu den gefährlichsten auf der Welt gehört. Und ein Feuerfisch kann sich auch ganz entspannt im Wasser treiben lassen, seine Haut produziert ebenfalls ein fieses Gift. Wenn wir einen auf Feuerfisch machen, schauen unsere Feinde höchstens gierig, halten aber lieber respektvoll Abstand.

Ziemlich raffiniert für einen Verwandten der Schnecken. Aber vermutlich ganz schön anstrengend, diese Mimikry.

Nö, das liegt uns in den Genen.

Ernsthaft: Wie machen Sie das?

Alles klar, ich soll Ihnen unsere Tricks verraten. Vergessen Sie’s – mit Ihrem Nervensystem hätten Sie eh keine Chance, das nachzumachen.

Mal halblang, Sie können ja nicht einmal Farben sehen.

Ihr Schlauberger wieder – und wie schaffen wir es dann, unsere Haut perfekt an die Farbmuster der Umgebung anzupassen, hm?

Das wüsste ich gerne von Ihnen.

Sorry, Betriebsgeheimnis! Aber ich verrate Ihnen, dass wir einen feinen Tastsinn haben, mit dem wir unsere Umgebung erfühlen. Je nachdem, was uns unter die Saugnäpfe kommt, können wir unsere Haut anpassen.

Und das schaffen Sie sogar von einem Augenblick auf den anderen; wie stellen Sie das an?

Ich habe zusätzlich zu meinem Gehirn an der Stelle, die Ihr Menschen als meinen Kopf bezeichnet, auch noch Nervenknoten in jedem Arm. Wenn Ihr so wollt, ist mein ganzer Köper ein Gehirn, ich weiß nicht, ob Ihr Zweibeiner da mithalten könnt. Meine Arme können sich auch dann noch um einen Fisch oder eine Muschel wickeln, wenn sie gar nicht mehr mit dem restlichen Körper verbunden sind.

Nun werden Sie mir aber unheimlich.

Nicht so unheimlich wie eure Forscher, die das mit meinen Verwandten ausprobiert haben, oder?

Lassen Sie uns das Thema wechseln: Sie gelten als Einzelgänger?

Das stimmt, ich bin nicht gern in Gesellschaft. Nur in der Paarungszeit nutze ich meine Tricks, um einen Partner anzulocken.

Sehen Sie, schon sind wir wieder beim Karneval angekommen, da gehen Verkleidung und Partnersuche quasi Hand in Hand. Haben Sie übrigens einen Tipp für den Morgen danach?

Am liebsten lasse ich mich als leere Kokosnussschale durch das Wasser treiben.

GESPRÄCH: HANNO CHARISIUS

© natur.de – natur Redaktion
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