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Es liegt was in der Luft

Erde|Umwelt

Es liegt was in der Luft
Frische Luft ist in vielen Großstädten eine Seltenheit. Doch es sind nicht nur Abgase und Rußpartikel von Autos und Kaminen, die die Stadtbewohner inhalieren, sondern auch Unmengen winziger Lebewesen: Bakterien unterschiedlicher Herkunft werden ebenfalls vom Winde verweht. US-Forscher konnten nun nachweisen, dass die mikrobielle Luftfracht besonders im Winter von einer Quelle dominiert wird: Hundehaufen. Das mag vielen Menschen zwar eklig erscheinen, gesundheitsgefährdend seien die Mikroben mit brauner Heimat allerdings nicht, beruhigt Studienleiter Noah Fierer von der University of Colorado in Boulder.

Die Schwebeteilchen der Luft bezeichnen Experten als sogenannte Aerosol-Partikel, die in der gesamten Atmosphäre der Erde in unterschiedlichen Zusammensetzungen vorkommen. Vor allem Bakterien, Pflanzenpollen und Pilzsporen bilden den organischen Anteil dieser Stoffe. Als Krankheitserreger können sie erhebliche Auswirkungen auf die Gesundheit des Menschen haben. Den Forschern zufolge ist die Vielfalt und Herkunft der Mikroorganismen in der Luft bisher jedoch kaum erforscht. Noah Fierer und seine Kollegen haben sich bei ihren Analysen daher jetzt auf die Zusammensetzung der Bakterien in der Luft von Großstädten spezialisiert. Sie sammelten dazu 96 Proben zu unterschiedlichen Jahreszeiten in US-amerikanischen Städten wie Cleveland, Detroit oder Chicago und brachten die Luft-Proben mit Nährmedien zusammen. Im Labor wachsen auf und in diesen Medien die Kulturen der Bakterien heran, die in der Luft vorhanden waren. Die Auswertungen lassen dann Rückschlüsse auf die ursprüngliche Anzahl der Mikroben zu, aber auch auf deren Identität: Mit modernen genetischen Methoden konnten die Forscher bestimmen, um welche Bakterien-Arten es sich handelte.

Vergleiche mit Referenzproben zeigten, dass die Bakterien der Stadtluft größtenteils aus dem Erdboden, von Pflanzen und von Hundekot stammen. All diese Quellen sind Lebensraum für bestimmte Bakterienarten: Im Boden zersetzen sie organisches Material und auch auf Blättern und anderen Pflanzenteilen leben viele Arten von Resten des Pflanzenmaterials. Hunde-Kot ist ebenfalls ein reich gedeckter Tisch für einige Spezialisten: Sie können diesem Stoffwechselendprodukt noch Nährstoffe entnehmen, die der Verdauung des Hundes nicht zugänglich waren.

Bei der mikroskopischen Größe von Bakterien reicht oft schon ein Windhauch, um sie von ihrer Unterlage hochzuwirbeln und sie zu einem Bestandteil der Luft zu machen, erläutern die Forscher. Im Sommer bilden Erdboden, Pflanzen und Hundekot etwa jeweils den gleichen Anteil der gesamten Bakterienfracht, zeigten die Analysen. Im Winter sinkt die gesamte Bakterien-Dichte in der Luft etwa um die Hälfte. Dieser Effekt ist aber nur auf den Rückgang der boden- und pflanzenbewohnenden Bakterien zurückzuführen, zeigten die Auswertungen. Diese Bakterienarten sind gleichsam in der Winterruhe, denn ihr Lebensraum ist kalt oder sogar von Schnee und Eis bedeckt. Die Dichte der Hundekot-Bakterien bleibt dagegen konstant, da es die dampfenden Häufchen auch im Winter in gleichbleibender Anzahl gibt, erklären die Forscher. Somit stellen sie in der kalten Jahreszeit den Hauptanteil der bakteriellen Substanz.

Noah Fierer gibt allerdings Entwarnung: Die Bakterien, die sich von den unzähligen Geschäftchen in den Straßen und Parks erheben, seien keine gesundheitliche Bedrohung für den Menschen, denn ihre Gesamtzahl ist gering: 10.000 Bakterien pro Kubikmeter Luft seien für das menschlich Immunsystem kein Problem, sagt der Biologe.

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Robert M. Bowers (University of Colorado in Boulder) et al.: “Applied and Environmental Microbiology”, DOI: 10.1128/aem.05498-11 wissenschaft.de – Martin Vieweg
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