Vor übertriebenen Hoffnungen auf Heilung durch Tierzellen haben Karlsruher Wissenschaftler gewarnt. Viele Erwartungen seien in absehbarer Zeit nicht erfüllbar, sagten Wissenschaftler des Fraunhofer-Instituts für Systemtechnik und Innovationsforschung (ISI) am Donnerstag. Die Verpflanzung von Tierzellen (zelluläre Xenotransplantation) erweise sich als wissenschaftlich noch nicht ausreichend untersucht und vielfach noch nicht ausgereift.
Bislang sind laut ISI weltweit ? ohne Frischzellentherapie ? mehr als 300 Menschen mit Zellmaterial von Tieren behandelt worden. Klinische Erfahrungen gebe es besonders bei der Therapie von Diabetes sowie bei Schädigungen des zentralen Nervensystems und bei akutem Leberversagen. Mediziner hätten dabei die Hoffnung, dass sich mit „verkapselten“ zellulären Xenotransplantaten die sonst üblichen schweren Abstoßungsreaktionen beim Patienten vermeiden ließen.
Diese Verkapselung besteht in der Regel aus einer biochemischen Schutzhülle. Der wissenschaftliche Nachweis, dass die gewünschten Effekte tatsächlich zu erreichen seien, fehle bislang jedoch, stellten die Experten fest. Für den Schweizerischen Wissenschafts- und Technologierat in Bern haben die Fraunhofer-Forscher eine Studie über die Potenziale der Verpflanzung von Tierzellen angefertigt. Angesichts der zahlreichen ungelösten Probleme empfehlen sie, die Suche nach Alternativen zur zellulären Xenotransplantation zu fördern.
dpa