Wir geben mit unserer Wahl jedoch keine Antwort auf die Frage, warum der US-Konzern diese Entscheidungen getroffen hat. Ob die Manager einfach schneller als andere erkannt haben, dass es solche Richtungswechsel sind, die auf Dauer gesehen ein Unternehmen ökonomisch voranbringen, oder ob es aus innerer Überzeugung heraus geschah, den zum Teil dramatisch verarmten Kaffeebauern ein angemessenes Leben zu ermöglichen, das vermögen wir nicht zu sagen.
Das können wir in anderen Fällen aber auch nicht. Wer sagt uns, aus welcher inneren Motivation heraus ein Photovoltaik-Unternehmer seine Firma gegründet hat? Ist das überhaupt von Belang? Für seine Angestellten, wenn er sie fair behandelt und bezahlt, nicht. Für die Umwelt, wenn er sauber und energieeffizient produziert, nicht. Für die Käufer, wenn seine Produkte qualitativ und preislich in Ordnung sind, auch nicht. Und doch schlägt unser Herz natürlich für den Überzeugungstäter.
Eine Frage allerdings wollten wir sicher verneinen können. Handelt es sich um so genanntes Greenwashing? Ergreift eine Firma also marketing-getrieben Scheinaktivitäten, um sich ein ökologisch und sozial korrektes Mäntelchen umzuhängen? Das können wir bei Starbucks ausschließen. Das Unternehmen ist tatsächlich aktiv geworden. Und das nicht in irgendwelchen Randbezirken seines Konzerns, sondern im Kerngeschäft: beim Anbau und Handel von Kaffee.
Ausschlaggebend für unsere redaktionsinterne Diskussion war unsere eigene Forderung, die wir seit vielen Jahren stellen. Eigentlich seit die Älteren von uns vor 30 Jahren begannen, im Dritte-Welt-Laden fair gehandelten Kaffee zu kaufen: dass nämlich gerade die Welt-Konzerne sich in Richtung sozialer Gerechtigkeit und Umweltschutz bewegen müssen. Denn sie haben die Größe, dass Veränderungen auch entsprechend große Wirkungen zeigen. In diesem Sinne empfehlen wir Ihnen, unsere Kaffee-Geschichte zu lesen.
Wir freuen uns auf Ihre Rückmeldungen,
Ihre
Ilona Jerger, Chefredakteurin
