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„Faktor Mensch“ und das Ergrünen der Erde

Erde|Umwelt

„Faktor Mensch“ und das Ergrünen der Erde
Grünes Feld
Intensive Landwirtschaft trägt zum Ergrünen der Erde bei. (Bild: Markus Breig/ KIT)

Die Erde wird grüner – das ist schon länger bekannt. Denn steigende Kohlendioxidwerte fördern das Pflanzenwachstum. Doch wie sich nun zeigt, tragen einige Länder überproportional stark zu diesem Ergrünen bei. So sind China und Indien für rund ein Drittel dieses Trends verantwortlich, obwohl ihre Landfläche zusammen nur neun Prozent der Erdoberfläche entspricht. Der Grund dafür ist jedoch nicht der Düngeeffekt der zunehmenden CO2-Werte, sondern die intensivierte Agrarproduktion.

Pflanzen benötigen zum Wachsen nicht nur Wasser und Nährstoffe aus dem Boden, sondern auch Kohlendioxid (CO2). Aus Gewächshausversuchen ist bekannt, dass leicht erhöhte CO2-Werte das Pflanzenwachstum fördern können. Ähnliches findet durch die gestiegenen Treibhausgaswerte in der Atmosphäre inzwischen auch in globalem Maßstab statt: Blattfläche und Biomasse der weltweiten Vegetation haben bereits messbar zugenommen, wie Satellitenmessungen belegen.

„Hotspots“ des Ergrünens

Doch welchen Anteil an diesem Ergrünen das CO2 hat und wie viel durch andere Faktoren, darunter auch die menschliche Landnutzung, zustande kommt, war bisher unklar. Chi Chen von der Boston University und seine Kollegen haben deshalb genauer untersucht, wie sich das Pflanzenwachstum und das Grünen der Vegetation in verschiedenen Regionen der Erde entwickelt hat. Dafür verglichen sie Vegetationsdaten von zwei Satelliten aus der Zeit von 2001 bis 2017.

Es zeigte sich: Statt überall relativ gleichmäßig zuzunehmen, hat sich die Blattfläche und Biomasse der Vegetation vor allem in drei Regionen auffallend stark erhöht: China, Indien und Europa stechen im Ergrünungsmuster der Erde hervor. „China und Indien sind zusammen für fast ein Drittel des globalen Netto-Zuwachses in der grünen Blattfläche verantwortlich“, berichten die Forscher. China allein hat einen Anteil von 25 Prozent an diesem Anstieg, obwohl es nur 6,6 Prozent der weltweiten von Pflanzen bewachsenen Landfläche ausmacht. Indien hat mit 6,8 Prozent einen ähnlich großen Anteil wie die USA oder Kanada, obwohl diese dreimal mehr mit Vegetation bedeckte Fläche besitzen.

Intensivere Landwirtschaft als Grünungshelfer

Was aber ist der Grund für dieses überproportional starke Ergrünen? „Bislang ging man davon aus, dass der erhöhte Gehalt des Treibhausgases Kohlendioxid in der Atmosphäre das Pflanzenwachstum anregt, allerdings wäre dann zu erwarten gewesen, dass dies rund um den Globus gleichmäßiger geschieht“, sagt Co-Autor Richard Fuchs vom Karlsruher Institut für Technologie. In China und Indien müssen daher andere Faktoren zum Tragen kommen.

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Nähere Untersuchungen ergaben, dass sich in diesen beiden Ländern zwar die Fläche der Anbaugebiete seit dem Jahr 2000 kaum verändert hat. „Dafür aber ist die Nahrungsmittelproduktion, beispielsweise Getreide, Gemüse und Früchte, um 35 bis 40 Prozent angestiegen“, berichten die Wissenschaftler. Allerdings hat diese für die Ernährungssicherung positive Entwicklung einen großen Haken: Erreicht wurde diese Ertragssteigerung vor allem durch den verstärkten Einsatz von Dünger und vermehrte Bewässerung – beides wegen ihrer ökologischen Folgen umstrittene Praktiken.

Faktor Mensch wichtiger als angenommen

Immerhin: Ein Teil des Ergrünens in China geht auch auf ehrgeizige Aufforstungsprojekte zurück. Das Pflanzen von Millionen junger Bäume soll die Ausbreitung der Wüste im Westen des Landes aufhalten, aber auch zur Reinigung der Luft und gegen die Bodenerosion helfen. „Schon ein Drittel der gegenwärtigen Waldfläche in China sind solche Forste, berichten Chen und seine Kollegen. Auch in Europa tragen Wälder und Wiederaufforstungen ihren Angaben nach zu einem guten Drittel zum Ergrünen bei.

„Unsere Ergebnisse deuten darauf hin, dass die Landnutzung durch den Menschen eine wichtige Triebkraft für das Ergrünen der Erde ist“, konstatieren die Forscher. Immerhin sei der Faktor Mensch für ein Drittel und möglicherweise sogar noch mehr der Nettozunahme in der Blattfläche verantwortlich. Allerdgins sei es auch wichtig zu betonen, dass diese Vegetationszunahme nicht den Schaden ausgleicht, der der Vegetation durch Rodungen vor allem in Brasilien, Indonesien und der Demokratischen Republik Kongo zugefügt werde.

Quelle: Chi Chen (Boston University, Boston) et al., Nature Sustainability, doi: 10.1038/s41893-019-0220-7

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