Ein kleines Molekül aus dem Rotwein hält fette Mäuse so gesund wie schlanke: Eine Forschergruppe um Joseph Baur von der Harvard-Universität fand heraus, dass der Wirkstoff Resveratrol bei Mäusen negative Auswirkungen von Übergewicht und fettreicher Ernährungsweise bremsen kann. So lebten im Versuch übergewichtige Mäuse, die Resveratrol bekamen, länger als ihre ebenfalls übergewichtigen Artgenossen ohne den Nahrungszusatz. Resveratrol wirkt damit ähnlich lebensverlängernd wie eine Niedrig-Kalorien-Diät, erklären die Forscher. Diesen positiven Effekt durch Konsum von Rotwein zu erreichen, ist allerdings nicht praktikabel: Ein Glas Rotwein enthält nur rund 0,3 Prozent der Dosis Resveratrol, die den Mäusen gegeben wurde.
Für ihre Versuche teilten die amerikanischen Forscher Mäuse in drei Gruppen ein: Eine bekam normale Nahrung, die zweite eine fettreiche Nahrung und die dritte zur fettreichen Nahrung zusätzlich Resveratrol. Die Gruppe mit der fettreichen Nahrung ohne Zusatz zeigte nach einiger Zeit Anzeichen von Fettleibigkeit wie bei Menschen: Herz-Kreislauf-Erkrankungen, Vergrößerung der Leber, Anfälligkeit für Diabetes, kürzere Lebenszeit, schnellere Alterung. Die Resveratrol-Mäuse waren zwar genauso dickleibig wie die Mäuse, die zu ihrer fettreichen Diät kein Resveratrol bekamen, bei ihnen setzten jedoch die degenerierenden Prozesse nicht ein und sie starben nicht vorzeitig. Motorisch waren sie genauso agil wie die schlank gehaltenen Mäuse.
Forschern war schon länger bekannt, dass eine Niedrig-Kalorien-Diät lebensverlängernd wirken und die gesundheitlichen Folgen der Fettleibigkeit stoppen kann. Verantwortlich dafür machen sie die Aktivität eines bestimmten Enzyms. Bei Test an Fruchtfliegen, die dieses Enzym nicht hatten, schützten weder eine Diät noch die Gabe von Resveratrol vor einem frühzeitigen Tod. Die Forscher gehen also davon aus, dass Resveratrol wie eine Diät das Enzym aktivieren und so die negativen Prozesse, die zum frühzeitigen Tod führen, stoppen kann.
Mäuse seien den Menschen evolutionär viel näher als jeder zuvor mit Resveratrol getestete Organismus, erklären die Forscher. Einer möglichen Anwendung beim Menschen müsse jedoch noch viel Arbeit vorausgehen, um die Wirkungsweise des kleinen Moleküls besser zu verstehen. Resveratrol ist ein wichtiger Bestandteil der Traubenschale und wirkt dort gegen Pilze und Viren. Bekannt wurde die Substanz schon in den 90er Jahren wegen ihrer positiven Wirkung auf Herz und Alterung.
Joseph Baur (Harvard University, Boston) et al.: Nature, Online-Veröffentlichung, DOI: 10.1038./nature05354 ddp/wissenschaft.de ? Sabine Keuter