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Fischige Kompassnadeln

Erde|Umwelt

Fischige Kompassnadeln
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Credit: Thinkstock
Auf den Weihnachtsmärkten in Tschechien warten Tausende Karpfen in großen Wasserbecken auf ihr Ende ? in Form des Weihnachtsessen. Doch sie dümpeln dort nicht etwa einfach nur so vor sich hin, haben tschechische Wissenschaftler beobachtet: Die Fische positionieren ihre Körper tendenziell in Nord-Süd-Richtung. Wahrscheinlich können sie das Magnetfeld der Erde wahrnehmen und richten sich danach aus, vermuten die Forscher um Vlastimil Hart von der Czech University of Life Sciences in Prag.

Dass Vögel in der Lage sind, sich am Magnetfeld der Erde zu orientieren, ist gut dokumentiert. Mit diesem Sinn können Zugvögel beispielsweise ihren Weg in die Winterquartiere finden und anschließend wieder zurückkehren. Über einen möglichen Magnetsinn bei Fischen ist dagegen vergleichsweise wenig bekannt. Es gibt aber Hinweise, dass wandernde Arten wie Lachse sich ebenfalls am Magnetfeld der Erde orientieren. Nun bereichern also kurioserweise ausgerechnet Karpfen auf tschechischen Weihnachtsmärkten das Wissen über den Magnetsinn von Fischen.

Nord-Süd-Formation im Karpfenbecken

Die Ergebnisse der Forscher basieren auf Untersuchungen von über 14.000 Karpfen in 80 Wasserbecken auf 25 Weihnachtsmärkten. Vlastimil Hart und seine Kollegen fotografierten die Fischgruppen in ihren Becken jeweils von oben und bestimmten außerdem die Ausrichtung der Becken. Der Vergleich dieser Daten offenbarte, dass die Tiere deutlich häufiger eine Position einnahmen, die sich an einer Nord-Süd-Achse orientierte, als es bei einer zufälligen Ausrichtung der Fall wäre.

Durch die unterschiedlichen Bedingungen an den verschiedenen Standorten konnten die Forscher ausschließen, dass Lage, Licht, Geräusche, Wasserströmung oder andere Faktoren für das Phänomen verantwortlich sind. So bleibt Vlastimil Hart und seinen Kollegen zufolge nur die Erklärung, dass die Tiere tatsächlich das Erdmagnetfeld wahrnehmen können und daran ihre Körperposition ausrichten. Warum Karpfen sich so verhalten, bleibt allerdings Spekulation. Die einheitliche Orientierung könnte beispielsweise die Schwarmbildung begünstigen und verhindern, dass die Fische beim Schwimmen aneinanderstoßen, sagen die Forscher.

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Vlastimil Hart (Czech University of Life Sciences in Prag) et al.: PLoS ONE, doi:10.1371/journal.pone.0051100 © wissenschaft.de – Martin Vieweg
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