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Flamingos pflegen treue Freundschaften

Erde|Umwelt

Flamingos pflegen treue Freundschaften
In den Kolonien der Flamingos kennt man sich. (Bild: robru/iStock)

Teils riesige Kolonien aus unzähligen Tieren – bei den Flamingos geht es eher unpersönlich zu, könnte man meinen. Doch wie Verhaltensforscher nun berichten, gibt es unter den Vögeln überraschend komplexe Beziehungssysteme: Sie pflegen treue Freundschaften zu einzelnen Artgenossen verschiedenen Geschlechts und bilden Cliquen, die jahrelang zusammenhalten. Auch das Gegenteil gibt es offenbar: Manche Tiere meiden sich. Diese Beziehungen sollten beim Austausch von Flamingo-Gruppen zwischen Zoos beachtet werden, sagen die Forscher.

Die Flamingos gelten als ausgesprochen „komische Vögel“: Neben dem rosa Gefieder und dem krummen Schnabel zum Filtern von Kleinstlebewesen sind die insgesamt sechs Arten auch für ihre „Ballett-Shows“ berühmt. In der Paarungszeit werfen die Tiere beiderlei Geschlechts dabei den Kopf hin und her und bewegen sich synchron mit anderen tanzenden Artgenossen. Es ist bekannt, dass dieses Verhalten der Partnerfindung dient. Darüber hinaus ist allerdings wenig über das Sozialverhalten der skurrilen Vögel bekannt. Denn Beziehungen zwischen Individuen sind wegen der unübersichtlichen Flamingokolonien nur schwer erkennbar.

Flamingos kennen sich persönlich

Den Forschern um Paul Rose von der University of Exeter sind nun allerdings doch Einblicke geglückt. In ihrem Visier standen vier Flamingogruppen mit einer Größe von bis zu 140 Tieren, die im WWT Slimbridge Wetland Centre in Südengland gehalten werden. Es handelt sich um Kubaflamingos, Chileflamingos, Zwergflamingos und Andenflamingos. Die Wissenschaftler haben die individuell identifizierbaren Tiere über einen Zeitraum von fünf Jahren beobachtet. Dabei erfassten sie neben dem Gesundheitszustand auch die Sozialkontakte der einzelnen Tiere.

Wie sie berichten, geht aus ihren Auswertungen hervor: Obwohl die Tiere in teils großen Gemeinschaften leben, sind ihre Kontakte untereinander nicht flüchtig oder zufällig und auch nicht nur auf den jeweiligen Geschlechtspartner reduziert. Die Forscher stellten fest, dass Flamingos bevorzugt Zeit mit bestimmten „Freunden“ verbringen. Zudem zeichnete sich ab, dass sich bestimmte Tiere meiden, was darauf hindeutet, dass einige Flamingos sich schlicht nicht leiden können. „Unsere Ergebnisse zeigen, dass Flamingogesellschaften komplex sind. Wir haben Paare von Männchen oder Weibchen festgestellt und auch Trios und Quartette, die regelmäßig zusammen sind“, sagt Rose.

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Alte Freunde

Möglicherweise handelt es sich auch um sehr alte Freundschaften unter den Tieren, die über 80 Jahre alt werden können, sagen die Wissenschaftler. „Flamingos sind ausgesprochen langlebige Vögel – einige der Tiere dieser Studie sind seit den 1960er Jahren in Slimbridge – und wir konnten zeigen, dass ihre Freundschaften zumindest über einen Zeitraum von fünf Jahren stabil geblieben sind“, sagt Rose. „Es scheint, dass Flamingos – wie Menschen – soziale Bindungen eingehen, offenbar weil sie Vorteile bieten“. Die Details des Sozialverhaltens der Flamingos sollten nun allerdings noch genauer untersucht werden, schreiben die Wissenschaftler.

Es zeichnet sich aber bereits ab, dass die Ergebnisse eine Bedeutung für das Management von Flamingos in Gefangenschaft haben könnten. Es wäre demnach sinnvoll, den Beziehungssystemen der Tiere gezielt Aufmerksamkeit zu schenken, um günstig zusammengesetzte Gruppen zu erhalten: „Bei der Verbringung von Vögeln von einem Zoo in einen anderen sollten wir darauf achten, Flamingos, die eng miteinander verbunden sind, nicht zu trennen“, sagt Rose.

Quelle: University of Exeter, Fachartikel: Behavioural Processes, doi: 10.1016/j.beproc.2020.104118

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