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Fledermäuse schreien gegen Lärm an

Echoortung raffiniert angepasst

Fledermäuse schreien gegen Lärm an
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Bechsteinfledermäuse werden erstaunlich alt und auch auf besondere Weise. (Foto: Gerald Kerth)
Bei Lärm müssen wir schreien, um uns noch verständigen zu können. Offenbar nutzen auch Fledermäuse dies als Hauptstrategie, um die Signale ihrer Echoortung bei Lärm zu optimieren. Sie rufen lauter – allerdings für unsere Ohren immer noch lautlos.

Geschickt flattern sie durch die Finsternis und schnappen sich Nachtinsekten direkt aus der Luft: Möglich macht dies die berühmte Echolot-Navigation der Fledermäuse. Sie stoßen dazu Ultraschall-Schreie aus, deren Echos ihnen ein Bild ihrer Umgebung liefern. Das System ist so fein, dass sie auch die Position von kleinen Beute-Insekten genau bestimmen können. Erst die Entwicklung von Schalldetektoren für Hochfrequenztöne machte das Konzept klar, denn für das menschliche Ohr sind die Orientierungs-Rufe nicht wahrnehmbar.

Echolot bei Krach?

Eine Orientierung, die auf Echos basiert – da stellt sich die Frage, wie die Tiere mit Beeinträchtigungen durch Umgebungslärm umgehen. Dieser kann natürlichen Ursprungs sein, wie beispielsweise im Umfeld eines Wasserfalls, aber in der modernen Welt bekanntlich auch menschengemacht. Diesem Forschungsthema haben sich nun Biologen vom Max-Planck-Institut für Ornithologie Seewiesen und der Ludwig-Maximilians-Universität München gewidmet. Sie spielten dazu der Kleinen Lanzennase (Phyllostomus discolor) Umgebungslärm in drei Frequenzbereichen in unterschiedlicher Lautstärke vor und nahmen dabei die Echoortungssignale der kleinen Fledermäuse auf. Diese werteten sie anschließend mathematisch aus, um die akustische Wahrnehmung der Tiere zu erfassen.

Die Forscher fanden heraus: Auch bei Fledermäusen ist der wichtigste Mechanismus zur Kompensation von Lärm der sogenannte Lombard-Effekt, den auch der Mensch nutzt: Als Antwort auf erhöhten Umgebungslärm wird die Lautstärke des Signals angehoben. Konkret bedeutete das bei der Fledermaus: Die Tiere rufen bei Lärm bis zu acht Dezibel lauter. Doch ihre Anpassungen sind noch raffinierter: Sie erhöhen außerdem die Dauer der Laute: Sie nehmen zwischen 13 und 85 Prozent zu. Dies führt den Wissenschaftlern zufolge ebenfalls zu einer besseren Erkennbarkeit des Echo-Signals. Ein weiterer Mechanismus der Lärmkompensation ist zudem die Bildung von Lautgruppen. Damit könnte der Informationsgehalt und damit die Erkennbarkeit des Signals steigen, erklären die Forscher.

Individuelle Schreihälse

Erstaunlicherweise stellten sie bei den Tieren deutliche „persönliche“ Unterschiede beim Umgang mit Lärm fest: „Wir fanden bei gleichen Lärmbedingungen Unterschiede in der Signallautstärke zwischen den Individuen von knapp zwei bis acht Dezibel. Ebenso deutlich variierte die Veränderung der Rufdauer“, berichtet Max-Planck-Forscher Holger Goerlitz. In der Summe führten die unterschiedlichen Reaktionen der Individuen jedoch zu ähnlichen Gesamtergebnissen, zeigten die Analysen. „Das Gehör wertet verschiedene Signalparameter wie zum Beispiel Lautstärke und Lautdauer aus, um Signale zu erkennen“, sagt Lutz Wiegrebe von der Ludwig-Maximilians-Universität. Obwohl die Parameter unterschiedlich sind, erhöhen sie in der Summe alle die Erkennbarkeit der Signale bei Umgebungslärm.

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Wie so oft in der Fledermausforschung hat damit auch diese Studie erneut belegt: Fledermäuse sind faszinierende und erstaunlich hochentwickelte Wesen.

Quelle: Max-Planck-Institut für Ornithologie

© natur.de – Martin Vieweg
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