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Florale Akustik

Erde|Umwelt

Florale Akustik
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Die schüsselförmigen Blätter des Regenwald-Weins erleichtern Fledermäusen, ihr Echo zu hören
Wer als Pflanze nicht auf Bienen, sondern auf Fledermäuse zum Bestäuben setzt, muss sich etwas einfallen lassen. Auf leuchtende Blüten reagieren die Fledertiere nämlich nicht ? auf ein eindeutiges Echo ihres Sonars dagegen schon. Genau das macht sich die Tropenpflanze Marcgravia evenia zunutze.? Ihre Blätter sehen aus wie kleine Satelliten-Schüsseln, die den ständig in Bewegung bleibenden Fledermäusen das klare Signal liefern: Hier bin ich!

Nektarfressende Fledermäuse haben es nicht leicht. Denn im Blätterwald wirft ihr Echolot ein Signalgemisch zurück, das einem Stimmengewirr gleicht: Die Blätter der verschiedenen Pflanzen schicken zwar ein individuelles Signal zurück, dessen Beschaffenheit hängt jedoch davon ab, in welchem Winkel die Ultraschallwellen auftreffen. Da Fledermäuse ständig in Bewegung sind, können sie einzelne Pflanzenarten ? und damit auch potenzielle Nahrungsquellen ? nur schwer auseinander halten.

Doch es gibt auch Pflanzen, die sich auf genau dieses Problem eingestellt haben, konnten deutsche Wissenschaftler nun zeigen. So sind die schüsselförmigen Blätter des Tropenpflanze Marcgravia evenia offenbar speziell darauf ausgelegt, die nächtlichen Bestäuber anzulocken. Von den Seiten der Schüssel wird der Schall nämlich zusätzlich reflektiert und verstärkt so das Echo. Insgesamt ist dieses zwar etwas leiser als das von gewöhnlichen Blättern, dafür bleiben die Intensität und die Wellenlänge bis zu einem Einfallswinkel von 60 Grad konstant. Die Fledermäuse können Marcgravia evenia also aus dem restlichen Stimmengewirr sozusagen heraushören.

Wie effektiv diese Strategie ist, konnten die Forscher in verschiedenen Experimenten nachweisen. Dazu trainierten sie Fledermäuse darauf, Signale bestimmter Pflanzen zu erkennen. Im anschließenden Test mussten die Tiere sie aus wechselnden Positionen erkennen. Pflanzen, die zusätzlich mit einem Blatt der Marcgravia evenia ausgerüstet waren, wurden doppelt so schnell gefunden.

Laut den Wissenschaftlern profitieren Tier und Pflanze von diesem System: Fledermäuse fliegen auf ihrer nächtlichen Nahrungssuche Hunderte Pflanzen an, um deren Nektar zu fressen. Dabei verbrauchen sie aufgrund des schnellen Flügelschlags eine Menge Energie. Je schneller sie also eine Nahrungsquelle finden, desto geringer ist auch der Energieverbrauch. Marcgravia evenia ist sehr selten und damit stark auf die Bestäubung der Fledermäuse angewiesen. Mit ihrem individuellen Echo erhöhen sie die Chance, gefunden zu werden.

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Ralph Simon (Universität Ulm) et.al.: Science, Bd. 333, S. 631, doi: 10.1126/science.1204210 wissenschaft.de – Marion Martin
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