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Folgenschwere Allianz

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Folgenschwere Allianz
Eine besondere Form des Diabetes, die bei Menschen in Afrika südlich der Sahara auftritt, könnte durch Herpes mit ausgelöst werden. Darauf deuten Untersuchungen an Patienten mit einer Form von Typ 2-Diabetes hin, die mit einem häufigen Auftreten von Ketosen verknüpft ist. Die Ketose ist eine Folgeerscheinung unzureichender Kohlenhydratzufuhr und der dadurch verstärkten Produktion von Ketonen, die in extremen Fällen tödlich verlaufen kann.

Die spezielle Form des Diabetes kommt nur südlich der Sahara vor und tritt dort häufig bei Menschen in Erscheinung, die Träger des Herpesvirus HHV-8 sind, also etwa 30 bis 60 Prozent der Bevölkerung. In ihrer Studie konnten die Forscher bei 87 Prozent der Patienten mit dieser untypischen Diabetesvariante auch die HHV-8-Viren nachweisen. Das Virus könnte die insulinproduzierenden Zellen in der Bauchspeicheldrüse direkt infizieren und dadurch die Produktion des lebenswichtigen Hormons stören, erklären die Forscher die mögliche Wechselwirkung zwischen Diabetes und Herpes. Eine solche Infektion der auch als Langerhansschen Inseln bezeichneten Zellhaufen beobachteten Forscher bis jetzt jedoch nur im Reagenzglas. Die Infektion könnte eine Stresssituation in der Zelle auslösen, wie sie schon bei einem verwandten Herpesvirusstamm beobachtet wurde.

Besondere Kennzeichen dieser speziellen Diabetes-Variante sind ihr plötzliches Einsetzen, eine kurzfristig drastisch reduzierte Insulinproduktion und die Anhäufung sogenannter Ketonkörper. Ketone sind Stoffwechselprodukte, die bei Insulinmangel durch den Abbau von Fettreserven erzeugt werden. Diese Anhäufung von Ketonen in Gewebe und Körperflüssigkeiten kann zu einer gefährlichen Übersäuerung des Blutes führen, die im schlimmsten Fall tödlich verläuft.

Die Weltgesundheitsorganisation WHO rechnet diese Diabetesart bisher zum Typ 1 Diabetes Mellitus, der durch die Zerstörung der insulinproduzierenden Zellen in der Bauchspeicheldrüse gekennzeichnet ist. Der Beginn der Krankheit in höherem Alter und die genetische Veranlagung sprechen allerdings dafür, dass sie eher zum Typ 2 gehört, der auf einer zunehmenden Unempfindlichkeit der Körperzellen gegenüber Insulin beruht. Um die klinische Bedeutung dieser Ergebnisse genauer zu verstehen, müssten weitere Studien in größerem Ausmaß und mit anderen Bevölkerungsgruppen durchgeführt werden, erklären die Wissenschaftler. Das HH8-Herpesvirus wurde erst 1994 von amerikanischen Virologen entdeckt. Es wird unter anderem dafür verantwortlich gemacht, Krebs auszulösen.

Eugene Sobngwi (Saint-Louis-Hospital in Paris) et al.: JAMA, Bd. 299, S. 2008 ddp/wissenschaft.de ? Uwe Thomanek
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