Aguzzi und seine Kollegen untersuchten nun auf Sardinien sieben Schafe mit der Prionenkrankheit Scrapie. Vier von ihnen litten gleichzeitig an einer Infektion mit dem bei Schafen weit verbreiteten Maedi-Visna-Virus, zu deren häufigen Symptomen eine Entzündung des Euters gehört. Bei allen vier infizierten Tieren entdeckten die Forscher Prionen in den Milchdrüsen, bei den anderen hingegen nicht. In der Milch konnten die Wissenschaftler zwar keine dieser Eiweiße finden, doch es sei sehr schwierig, diese zu identifizieren.
„Es ist unwahrscheinlich, dass sich in der Milch keine Prionen befinden“, erklärt Aguzzi. Milch sei nun vielleicht doch ein möglicher Übertragungsweg bei Tieren, wenn diese gleichzeitig an einer Virusinfektion leiden, vermuten die Wissenschaftler deshalb. Die Virusinfektion erleichtere dabei den Übergang der Prionen in die Euterzellen. Das könnte auch die Übertragung von Prionenerkrankungen unter Rentieren oder Elchen erklären, die Vegetarier sind und die Eiweißverbindungen daher eigentlich gar nicht weitergeben können.
Ob sich aus diesem Übertragungsweg auch eine Gefährdung für den Menschen ergibt, können die Wissenschaftler noch nicht sagen. Anlass zur Hoffnung gebe zumindest die Tatsache, dass die Prionenkonzentration in den Milchdrüsen tausendmal geringer ist als im Gehirn der Tiere. Das gängige Pasteurisieren der Milch dürfte jedoch keinen Effekt haben, da bei diesen Temperaturen die Prionen nicht zerstört werden.